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#50 German articles, topic: economics
nachrichten = 'Die Nachricht kam für die Mitarbeiter des Magazins Neon überraschend: Am Juni erscheint die letzte Ausgabe des Monatsheftes, dann wird es eingestellt, erfuhren sie am Mittwoch. Das gab Chefredakteurin Ruth Fend auf der Neon-Internetseite bekannt. Die Onlineausgabe solle vorerst weiter erscheinen. Für die gedruckte Neon jedoch sei "die wirtschaftliche Perspektive nicht mehr vorhanden", teilte Ruth Fend auf der Magazinhomepage mit. Laut dem Mediendienst Horizont sind von der Schließung 20 Mitarbeiter betroffen. Auch betriebsbedingte Kündigungen würde man beim Verlag Gruner Jahr nicht ausschließen. Seit 2011 geht die Neon-Auflage nach unten: 2009 wurden noch mehr als 235.000 Exemplare verkauft, zuletzt waren es noch rund 60.000. Ein Hinweis auf ein mögliches Ende der Druckausgabe gab es im Februar dieses Jahres, als der Verlag mitteilte, man wolle Neon online "zum erfolgreichsten Portal für Millennials" machen. Ein paar Monate später schließt die Druckausgabe nun.Die Zielgruppe von Neon waren 20- bis 30-jährige Städter, vor allem Studentinnen und Studenten. "Denjenigen, die sich verabschiedet haben, sind nicht genügend Jüngere gefolgt", schrieb Chefredakteurin Ruth Fend nun im Abschiedstext. Und: "Die heute 20-Jährigen haben neue Lebensbegleiter gefunden, im Zeitschriftenregal, aber auch im Netz." Im Zuge des Abgasskandals hat es Razzien beim Autohersteller Porsche gegeben. Die Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Bayern sichteten und sicherten in zehn Gebäuden der Porsche AG Unterlagen, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart mitteilte.Gegen drei Mitarbeiter der Porsche AG bestehe der Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung. "Bei den Beschuldigten handelt es sich um ein Mitglied des Vorstands und ein Mitglied des höheren Managements", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der dritte Beschuldigte arbeite nicht mehr für das Unternehmen.Die Staatsanwaltschaft wirft der Porsche AG vor, an der Manipulation der Abgasreinigung von Dieselautos beteiligt gewesen zu sein. Porsche und Audi würden mit den Behörden kooperieren, heißt es von der Behörde. Audi ist wie Porsche eine Tochterfirma von VW und liefert große Sechszylinderdieselmotoren – unter anderem an Porsche.Behörden hatten zuvor im Rahmen des Abgasskandals gegen Porsche ermittelt. Im Herbst 2016 hatte das Unternehmen das Modell Macan zurückrufen müssen. Im Juli 2017 entzog der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dem Geländewagen Cayenne die Zulassung. Weitere Durchsuchungen im VW-Skandal gab es bereits bei Audi, BMW, Daimler sowie beim Zulieferer Bosch. Jeder andere Chef hätte ihm wohl längst gekündigt: Scott Pruitt, Chef der Umweltbehörde Environmental Protection Agency, soll über die Ehefrau eines bekannten Lobbyisten eine Washingtoner Luxus-Wohnung für gerade einmal 50 US-Dollar die Nacht angemietet haben. Ausgewählten Mitarbeitern soll er eine Gehaltserhöhung von 30 Prozent gewährt haben. Gerne lässt er sich, so schreibt es die New York Times, sogar mit Horn und Blinklicht zum Flughafen und sogar zu einem französischen Restaurant chauffieren. Angestellte, die solche Vorlieben kritisierten, wurden kurzerhand versetzt.Auch wenn die Kritik schön länger schwelt und selbst Stabschef John Kelly inzwischen laut Wall Street Journal auf einen Rücktritt drängt: Noch hält der Präsident am EPA-Chef fest. Pruitt mache einen "fantastischen Job", stellte Donald Trump erst kürzlich noch einmal via Twitter fest. Tatsächlich ist bislang wohl kaum ein anderer Behördenchef effektiver als Pruitt, wenn es darum geht, die Regulierungen der Vorgängerregierung rückgängig zu machen. Seit er im Februar vergangenen Jahres an die Spitze der Umweltbehörde berufen wurde, hat er Auflagen für die Kohleindustrie gestrichen, Sicherheitsanforderungen bei Öl und Gasbohrungen und beim Einsatz von Pestiziden gelockert. Erst vergangene Woche gab Pruitt einen Plan der Vorgängerregierung auf, Autos effizienter zu machen und die Kraftstoffverbräuche zu senken. Gleich 22 Umweltauflagen hat er gestrichen oder plant es zumindest, rechnete die Seite Vox vor. Es ist eine Entwicklung ganz im Sinne des US-Präsidenten, der bereits im Wahlkampf tönte, den "Sumpf in Washington" auszutrocknen. Um das zu erreichen, hat Trump nicht nur in der EPA einen Kritiker der Behörde an der Spitze positioniert. Auch die Chefposten anderer Institute und Behörden, die sich um Umweltthemen, Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz oder Bildung kümmern, hat der Präsident entweder mit unerfahrenen Außenseitern oder offenen Gegnern besetzt. Die Führung verachte die eigenen Behörden "Der Präsident und sein Team befinden sich auf einer Mission, Regulierungen zurückzudrehen, die Bürokratie auszuhöhlen und die Wirtschaft von ihrer vermeintlichen Last zu befreien", sagt Steffen Schmidt, Politikwissenschaftler an der Iowa State University. Trumps Führungspersonal verachtete die Behörden, die sie leiteten, so Schmidt. "Sie sind überzeugt, dass sie diese zerstören müssen, und wenn das nicht möglich ist, dann wollen sie ihnen zumindest einen Maulkorb und Handschellen anlegen."Auch Mick Mulvaney, der seit November kommissarisch das Financial Consumer Protection Bureau leitet, ist einer der schärfsten Gegner seiner eigenen Behörde. Sie wurde nach der Finanzkrise als Gegengewicht zur Wall Street geschaffen. Sie sollte sich ursprünglich um bislang vernachlässigte Themen wie Inkassofirmen und teure Tageskredite kümmern, aber auch die Entwicklungen bei Hypotheken, Kreditkarten und Studentenkrediten beobachten. Mulvany, ehemaliger republikanischer Kongressabgeordneter, nannte schon früher die Verbraucherschutzbehörde einen "traurigen, schlechten Witz" und unterstützte einen Antrag, der sich für die völlige Abschaffung einsetzte. Von innen schwächen Seine Behörde abzuschaffen, hat er zwar bislang nicht geschafft. Aber als Interimschef scheint sein Ziel zumindest zu sein, die Behörde von innen zu schwächen. Langjährige Mitarbeiter wurden von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen, laufende Verfahren gegen umstrittene Kleinkreditgeber wurden eingestellt. Die Behörde, so Mulvaney, solle "bescheidener" und weniger aggressiv werden, wenn es darum gehe, die Verbraucher zu schützen, und bei Entscheidungen auch deren Auswirkungen auf Unternehmen berücksichtigen. Am dritten Tag der Verhandlungen von Arbeitgebern und Gewerkschaften gibt es ein Ergebnis: Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen sollen mehr Einkommen in drei Stufen erhalten. Damit ist der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst von Bund und Ländern beigelegt.Rückwirkend zum 1. März 2018 soll es demnach im Schnitt 3,19 Prozent mehr geben, zum 1. April 2019 3,09 Prozent mehr und zum 1. März 2020 weitere 1,06 Prozent, wie die Deutsche Presse-Agentur in Potsdam erfuhr. Verdi-Bundeschef Frank Bsirske sprach vom besten Tarifergebnis seit vielen Jahren.Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 30 Monate betragen. Für Beschäftigte bis zur Entgeltgruppe sechs soll einmalig 250 Euro gezahlt werden. Das betrifft unter anderem Müllwerker, die heute bis zu 2.629 Euro verdienen, sowie Verwaltungsangestellte (2.865 Euro) Das Gesamtpaket wird die Kommunen über die gesamte Laufzeit 7,5 Milliarden Euro kosten, den Bund weitere 2,2 Milliarden Euro. Nach Angaben des dbb-Bundesvorsitzenden Ulrich Silberbach hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) versprochen, das Ergebnis auf die Beamtinnen und Beamten, Richterinnen und Richter sowie Soldatinnen und Soldaten zu übertragen. Damit sei er der dbb-Forderung nachgekommen. Seehofer ist der Verhandlungsführer des Bundes.Bsirske und Seehofer betonten, dass der öffentliche Dienst durch die neu gestalteten Entgeltstufen als Arbeitgeber attraktiver und wettbewerbsfähiger werde. Der Verhandlungsführer der Kommunen, VKA-Präsident Thomas Böhle, sieht sein Ziel erreicht, durch mehr Geld in den oberen Einkommensgruppen Fachkräfte wie IT-Spezialisten oder Ingenieure, aber auch Erzieherinnen zu gewinnen. Er lobte die lange Laufzeit. Bsirske und der Verhandlungsführer des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, hoben hervor, dass ein Einstieg im öffentlichen Dienst auch für Auszubildende attraktiver gemacht werden solle. Laut Bsirske soll es 100 Euro mehr Ausbildungsvergütung geben sowie eine Anhebung der Löhne um durchschnittlich zehn Prozent bei Beschäftigungsbeginn. Die dritte und entscheidende Runde der Tarifverhandlungen hatte am Sonntag begonnen. Nach anfänglichem Optimismus kamen relativ rasch Komplikationen auf. Die Gewerkschaften hatten ursprünglich sechs Prozent mehr Einkommen sowie einen Mindestbetrag von 200 Euro gefordert. Bereits am Vormittag zeichnete sich dann aber eine Einigung ab. Kommunen wollen im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen Vor allem der von den Gewerkschaften geforderter Mindestbetrag für untere Lohngruppen galt als problematisch für die Arbeitgeber, insbesondere die der Kommunen. Diese haben in den unteren Einkommensgruppen keine großen Probleme, Arbeitskräfte zu bekommen, dafür aber bei den besser bezahlten Fachkräften. In der vergangenen Woche hatten massive Warnstreiks von insgesamt 220.000 Beschäftigten unter anderem Teile des Nahverkehrs in Deutschland lahmgelegt und den Flugverkehr gestört. Dies machte offensichtlich Eindruck auf die Arbeitgeber. Zudem war angesichts der derzeit guten Konjunktur und Rekordsteuereinnahmen zu erwarten, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst davon etwas abbekommen sollten. Seehofer hatte zum Auftakt denn auch gesagt, er wolle zügige Verhandlungen und sei persönlich an einem vernünftigen Abschluss interessiert. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sollten an der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland teilhaben. Es war der erste Tarifpoker für den neuen Bundesinnenminister, der als CSU-Chef im Oktober die Landtagswahl in Bayern zu bestreiten hat. Starbucks hat nach der umstrittenen Festnahme von zwei Afroamerikanern in einem seiner Cafés in den USA Konsequenzen angekündigt. Am Nachmittag des 29. Mai sollen die mehr als 8.000 Filialen im Land geschlossen bleiben, teilte Starbucks mit. Etwa 175.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen in dieser Zeit an einem Training gegen rassistische Vorurteile und Diskriminierung teilnehmen. Am vergangenen Donnerstag sorgte ein Video eines Vorfalls in einer Starbucks-Filiale in Philadelphia landesweit für Empörung. Es zeigt, wie zwei Schwarze von Polizisten mit Handschellen aus dem Café abgeführt wurden. Die Männer hatten Starbucks-Mitarbeiter gebeten, die Toilette benutzen zu dürfen. Die Mitarbeiter lehnten ab, weil die Männer nichts bestellt hatten. Als die Angestellten die beiden anwiesen, die Filiale zu verlassen, und sie der Forderung nicht nachkamen, riefen die Mitarbeiter die Polizei. Andere Gäste, die die Szene filmten und in sozialen Medien verbreiteten, beteuerten, die Männer hätten nichts falsch gemacht. Die festgenommenen Männer kamen nach kurzer Zeit wieder frei. Der Anwalt der beiden sagte, sie hätten sich zu einem Geschäftstreffen in dem Café verabredet. Sie hätten nichts bestellt, weil sie noch auf einen dritten Teilnehmer gewartet hätten. Noch läuft in Dover alles wie geschmiert. Schwungvoll passieren die Lkw den letzten Kreisverkehr vor der Autobahn und beschleunigen in Richtung London. Die meisten der Lastwagen, die gerade mit der Fähre in Dover angekommen sind, stammen aus Frankreich, Tschechien, Slowenien und Deutschland – aus der EU. Sie können den Hafen verlassen, ohne dass ihre Fahrer vorher lästige bürokratische Formalitäten erledigen müssen. Ein paar einzelne Transporter aber biegen nach links zur Zollabfertigung ab: Wer Ladung von außerhalb von Europa ins Land schafft oder umgekehrt, muss seine Papiere vorlegen und kontrollieren lassen. Kurz nach zehn Uhr morgens ist der erste Andrang in der Freight Services Agency vorüber, die Atmosphäre entspannt. Fünf oder sechs Lastwagenfahrer stehen mit Papieren in der Hand vor den Schaltern, andere sitzen im Café im ersten Stock und warten, bis sie die Erlaubnis zur Weiterreise abholen können. Geschäftsführer Tim Dixon, ein untersetzter Mann mit kurzem Bart und sauberem Seitenscheitel, hat Zeit, durch seinen Arbeitsplatz zu führen. "Schau dir dieses Dokument an", sagt er und nimmt das oberste Papier von einem Stapel. "Autoteile von Jaguar Land Rover, die von der Fabrik in Großbritannien via Polen nach Russland transportiert werden. Unsere Aufgabe ist es, zu kontrollieren, dass die Angaben zur Fracht, die das Unternehmen zuvor deklariert hat, übereinstimmen mit den Angaben auf den Papieren, die der Lastwagenfahrer bei sich trägt." Meist ist es eine reine Formalität, sofern das Unternehmen bekannt ist und es sich um Routinetransporte handelt; innerhalb einer halben Stunde sitzt der Fahrer bereits wieder im Cockpit und macht sich auf den Weg. Derzeit werden jeden Tag rund 500 Laster abgefertigt viele aus der Türkei, andere aus der Schweiz, Russland oder der Ukraine. Kilometerlange Staus Wenn Großbritannien aber aus der EU fällt, ohne dass ein Abkommen über das neue Grenzregime geschlossen worden ist, könnten es von einem Tag auf den anderen 20 Mal so viele sein. Denn Dover läge dann plötzlich an der EU-Außengrenze. Entsprechend müssten die rund 10.000 Fahrzeuge, die jeden Tag durch den Hafen von Dover ein- und ausreisen – mehr als in jedem anderen europäischen Fährhafen –, überprüft werden. "Überleg mal, was für eine zusätzliche Kapazität nötig ist, um die ganzen Zollabfertigungen abzuwickeln", sagt Dixon. "Wenn wir das gleiche Verfahren hätten wie heute, wäre es schlichtweg unmöglich." Die Probleme beginnen schon beim Platz: Auf dem Parkgelände des Eastern Harbour, wo die Zollgebäude liegen, können nicht mehr als 300 Lastwagen abgestellt werden. Dover ist von Hügeln umgeben, sodass es kaum Möglichkeiten gibt, neue Parkplätze zu schaffen. Auch müssten zahlreiche neue Mitarbeiter ausgebildet werden, und neue Investitionen in die Infrastruktur am Hafen wären nötig. "Wenn wir bis zum ersten Tag nach dem Brexit keine Vorkehrungen getroffen haben, wäre es wie bei der letzten Operation Stack", sagt Dixon. Damit meint er den Stau vom Sommer 2015: Aufgrund eines Streiks der Fährarbeiter war der Verkehr über den Ärmelkanal blockiert, und so reihten sich Tausende Lastwagen wartend auf der Autobahn. Über 40 Kilometer lang war die Schlange. "Die schiere Zahl an Fahrzeugen, die wir bei einem harten Brexit überprüfen müssten, würde zu einer ähnlichen Situation führen." Die Zeit drängt. Zwar haben sich die EU und Großbritannien mittlerweile auf eine Übergangsfrist geeinigt, die im kommenden Frühling beginnen wird und bis Ende 2020 dauern soll. Während dieser Zeit werden die derzeitigen Zoll- und Handelsbestimmungen beibehalten. Aber die EU-Staaten müssen dem Dokument erst noch zustimmen – und selbst dann bleibt nicht viel Zeit, um die neuen Regeln zu definieren. "Die zwei Jahre der Übergangsfrist werden sehr schnell verstreichen", sagt Dixon. "Wir brauchen schnell eine Lösung." Die Regierung besteht darauf, dass Großbritannien aus der Zollunion austreten wird – aber durch was für eine Handelsbeziehung sie ersetzt wird, ist noch immer unklar. n der gelben Tonne landet viel zu oft Müll, der dort gar nicht hingehört: Die Quote der sogenannten Fehlwürfe liege zwischen 40 und 60 Prozent, wie der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) mitteilte. Weniger Fehlwürfe gibt es demnach bei Papiermüll und Alttextilabfällen. Hier lägen die Quoten zwischen einem und zehn Prozent. Bei den sogenannten Fehlwürfen unterscheidet die BVSE zwischen regulären und intelligenten: Landet etwa die Verpackung mit leicht verschimmeltem Quark oder Gartenabfall mitsamt Plastiksack in der Biotonne, spricht er von einem "regulären Fehlwurf". Wer zum Beispiel eine Plastikklobürste in die gelbe Tonne stopft, hat zwar nachgedacht, aber falsch entschieden. Denn die gelbe Tonne oder der gelbe Sack sind ausschließlich für Verpackungsmüll bestimmt. Das nennt der Verband einen "intelligenten Fehlwurf". Im Streit um die neuen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte hat die EU die Welthandelsorganisation eingeschaltet. In einem von der WTO veröffentlichten Dokument mahnt die Europäische Union die US-Maßnahme offiziell an und verlangt den Start eines Schlichtungsverfahrens. Im ersten Schritt sollen die Streitparteien untereinander beraten. Als Grund für ihr Vorgehen nennt die EU die Begründung der USA für die Zölle. Nach EU-Auffassung wurden sie nämlich nicht – wie von der US-Regierung behauptet – aus Sicherheitsgründen, sondern zum Schutz von US-Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz verhängt. Als Schutzmaßnahmen hätten die neuen Zölle nach Ansicht der EU auch bei der WTO gemeldet werden müssen. Mit diesem Argument hatte bereits China ein WTO-Schlichtungsverfahren beantragt. Die EU startete das Verfahren, obwohl ihre Mitgliedsstaaten bislang noch von den neuen Zöllen ausgenommen sind. Die aktuelle Befreiung der EU von den Zöllen läuft zum 1. Mai aus. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström verhandelt seit einigen Wochen mit der US-Regierung; sie möchte eine dauerhafte Ausnahmeregelung durchsetzen. Es sei nicht mehr denkbar, dass es bis Monatsende noch zu einer grundsätzlichen Einigung kommt, hieß es zuletzt aus EU-Kreisen. Dann würde die Ausnahmeregelung wahrscheinlich befristet verlängert. Die USA forderten ihrerseits Berichten zufolge Zugeständnisse, dauerhaft von EU-Zöllen befreit zu werden. Symbolisch interessant wäre für die USA eine Senkung des EU-Importzolls auf US-Autos. Dieser liegt nämlich bei 10 Prozent, während die USA nur 2,5 Prozent auf europäische Autos erheben. Wann die offiziellen WTO-Konsultationen zwischen der EU und den USA beginnen können, war zunächst unklar. Die EU plädierte in ihrem Antrag für einen Start "so schnell wie möglich". Sie erwarte eine zügige Antwort der USA, damit Ort und Zeit für die Gespräche vereinbart werden können. Die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat sich skeptisch über ein Glyphosat-Verbot geäußert, zugleich aber bestritten, gegen ein Verbot zu sein. Sie werde in den nächsten Tagen einen Vorschlag machen, wie die Anwendung des des Unkrautvernichters eingeschränkt werden könne, sagte die Ministerin am Montag. Ihr Vorschlag solle Personengruppen betreffen, aber auch die Oberflächenanwendung. Konkreter äußerte sie sich zunächst nicht. "Ich bin da vertragskonform", sagte die Agrarministerin bezogen auf den Koalitionsvertrag. Klöckner hatte sich zuvor in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung skeptisch gezeigt, ob die EU-Kommission ein mögliches Glyphosat-Verbot akzeptieren würde. "Verbote haben nicht immer Bestand", zitierte die Zeitung die Ministerin. Das Zitat fiel vor dem Hintergrund rechtlicher Bedenken der EU-Kommission gegen ein Glyphosat-Verbot in Österreich. Klöckner sagte am Montag, sie habe sich aber nicht gegen ein Verbot des umstrittenen Unkrautvernichters ausgesprochen. "Ich habe darauf hingewiesen, dass es eine europarechtliche Frage ist", stellte sie klar. Das von Österreich ausgesprochene Komplettverbot sei europarechtswidrig. "Deshalb halte ich mich an unseren Koalitionsvertrag, wie wir das verabredet haben: sofort jetzt mit einer Reduktionsstrategie bei der Glyphosatanwendung zu beginnen." Ministerin betont Suche nach Alternativen Wichtiger als ein Verbot sei in ihren Augen daher die Suche nach Alternativen, so die Landwirtschaftsministerin: "Wir müssen Glyphosat überflüssig machen". Zu diesem Zweck wolle sie vor allem "in die Forschung nach alternativen Pflanzenschutzmitteln" investieren, sagte Klöckner der Süddeutschen Zeitung. Ein Verbot schreibe der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung außerdem nicht explizit vor, im Vertrag sei lediglich festgelegt, die "Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden". Damit widerspricht Klöckner einer Forderung der Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Sie hatte ein kompromissloses Ende für die Verwendung von Glyphosat bis zum Jahr 2021 gefordert. Klöckner kündigte jedoch an, auf die Kabinettskollegin zugehen zu wollen. Ihr Ziel sei es nicht, sagte sie der Zeitung, dass sich das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium gegeneinander profilierten. Bei dem Vorstoß geht es nicht allein darum, ein politisches Ziel der Gleichberechtigung zu erfüllen. Unabhängige Untersuchungen stellen regelmäßig einen Zusammenhang zwischen einer diversen Zusammensetzung des Managements im Hinblick auf Geschlecht, aber auch regionale Herkunft, Religion oder Ähnliches, und dem Unternehmenserfolg her. Eine Studie des Indexanbieters MSCI aus dem Jahr 2015 kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Firmen mit Frauen im Vorstand im Schnitt eine um ein Drittel höhere Rendite erwirtschaften. Bisher irrte sich Zhao nur um einen Monat. Die Arbeiten am 46 Kilometer südlich der Pekinger City gelegenen Daxing International Airport sollen jetzt erst Juli 2019 beendet werden. Dann folgen drei Monate für die Endabnahme. Im Oktober 2019 könnte dann die Testphase für den auf 45 Millionen Passagiere ausgelegten dritten Großflughafen Pekings beginnen. 2025 sollen dann jährlich 72 Millionen Fluggäste den Airport nutzen und 2040 mehr als 100 Millionen. Das wäre dann ein neuer Weltrekord. Dong Zhiyi, Vizechef der Luftverkehrsgesellschaft, nannte im März erstmals Gesamtkosten von 410 Milliarden Yuan (53 Milliarden Euro) für den Flughafenausbau sowie alle Verkehrsanbindungen – inklusive Metrolinie, Anschluss ans Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn und Co. Er sei allerdings nicht gekommen, um sich die Baufortschritte des neuen chinesischen Flughafens anzuschauen. Lütke Daldrup gehört zur großen Berliner Delegation unter Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Am Dienstag eröffnete sie die erste Wirtschaftsvertretung der deutschen Hauptstadt in der chinesischen Metropole. Die neue Repräsentanz soll nicht nur dafür sorgen, dass Berliner Unternehmer ihre Geschäfte in der Volksrepublik ausbauen. Es ist erklärtes Ziel, die deutsche Hauptstadt bei chinesischen Unternehmern und Investoren attraktiver zu machen. Die Berliner Wirtschaft sei attraktiv und wettbewerbsfähig, wenn es um Informations- und Kommunikationstechnologien geht und könne Lösungen für urbane Mobilität, saubere Energie und Umweltschutz anbieten. Natürlich will die Wirtschaftssenatorin auch mit der lebendigen und innovativen Start-up-Szene punkten. Berlin sei mit etwa 40.000 Neugründungen zu einer der „innovativsten Regionen Europas“ geworden. kenne sie alle, manche sogar ziemlich intim. Ihre Vorzüge, ihre Nachteile und die oft gar nicht so liebenswerten Macken. Die Digitalkameras von Sonys A7-Reihe sind seit ein paar Jahren dabei, den Fotomarkt zu revolutionieren. Angefangen hat es mit der Sony A7, als erstem Modell lange in meinem Besitz, ihrer hochauflösenden Schwester, der A7r, und den beiden Nachfolgern, A7 II und A7r II, die ich noch immer habe. Als sie starteten, versprachen sie ihren Käufern vor allem eines: kleine Kameras, die ganz große Bilder machen. Das war im Herbst 2013. Viereinhalb Jahre und zwei Kameragenerationen später relativiert sich manches. Die Sony A7r III, die wir als Testmodell von Sony geliehen hatten, ist längst nicht mehr so klein wie die Urmutter der Reihe: Sie ist betriebsbereit fast 180 Gramm schwerer. Sie ist mit 74 Millimeter Tiefe anderthalbmal so dick. Hoffentlich hält der Trend nicht an. Eine Studie der Unternehmensberatung PwC zeigt, wie diese Unwucht die ohnehin leistungsschwachen Häfen zusätzlich belastet. So treiben die Leerfahrten der Frachter die Logistikkosten des armen Afrikas in die Höhe. Dabei ist Afrika ein Kontinent „vor allem mit großen Chancen“, jubelte Staatssekretär Machnig kürzlich während der „Start-up Night! Afrika 2018“ im Bundeswirtschaftsministerium. In der Invalidenstraße waren „Matching und Networking“ von deutschen und afrikanischen digitalen Start-ups angesagt. In Ruanda will VW mit App-basierten Diensten Carsharing und Ride-Hailing – private Mitfahrgelegenheiten – anbieten. Die Pkw aus Deutschland dazu sollen in der Hauptstadt Kigali ab Sommer in einem lokalen Betrieb montiert werden. Geplante Jahreskapazität: 5000 Wagen. Die Mobilitäts-App wird von einem lokalen Start-up programmiert. Die Mobilfunkbranche sei mit geschätzten 1,2 Milliarden afrikanischen Kunden der am schnellsten wachsende Sektor. Die weite Verbreitung von Internet und Mobilfunk ermögliche „Innovationssprünge“. Zum Jahreswechsel übernahm die Allianz den nigerianischen Versicherer Ensure und ist nun in 17 Ländern auf dem gesamten Kontinent vertreten. In der Vergangenheit machten deutsche Firmen fast ausschließlich in den früheren europäischen Kolonien im Norden und der Republik Südafrika Geschäfte. Vorbei. Seit einiger Zeit entdecken Spitzenbranchen andere Ecken des Kontinents neu. Die Hauptinvestoren von Diamontech sind Media Ventures, die Kölner Beteiligungsfirma von Dirk Ströer (48), Aufsichtsrat des gleichnamigen Werbevermarkters und Plakateklebers, sowie der chinesische Investor Jindong Capital. Das Geld reicht aber nur für die kleinen Schritte, noch nicht für den großen Sprung: Bis dato hat die sogenannte „Glucobox“ nicht einmal eine Zulassung als medizintechnisches Gerät. Die Mittel für die Markteinführung will der Mann 2019 in der nächsten Finanzierungsrunde sichern – die diesmal freilich nicht in Deutschland stattfinden werde: Thorsten Lubinski zieht es in die USA. Denn unter deutschen Gründern gibt es noch einen zweiten geflügelten Spruch: In Berlin ist eine Million Euro viel Geld, in San Francisco eine Stunde Zeit. In der amerikanischen Start-up-Szene kennt er sich zudem recht gut aus: Bevor er und seine drei Mitstreiter 2015 Diamontech ins Leben riefen, war er Mitgründer des Versandunternehmens Sixdoors in San Franzisko gewesen, wo er zwei Jahre gelebt und sich mit der Branche vertraut gemacht hatte. Zum Glück kann er auf prominenten Rat zählen: Investoren-Legende und Silicon-Valley-Star Andreas von Bechtolsheim (62, Arista-Networks) hat ihm seine Hilfe zugesagt. Der Juryvorsitzende des mit 100.000 Euro dotierten BILANZ-Gründerpreises „Start me up!“ gab dem Deutschen wertvolle Anregungen und Empfehlungen für die Präsentation seines Unternehmens in den USA. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden weltweit mehr als 420 Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit. Mehrmals am Tag müssen sie mit einem schmerzhaften Stich in die Fingerkuppe ihren Blutzucker messen. Diamontechs „Glucobox“ hingegen misst den Glukosewert mit Hilfe eines Laserstrahls, der schmerzlos durch die Haut dringt – eine enorme Erleichterung für die Diabetes- Patienten. Auch die bestehenden Investoren halten den Schritt in die USA für richtig: Anteilseigner Daniel Brüggemann von Jindong Capital sagt, Diamontech habe vom ersten Tag an „global gedacht“: „Dass das Gründerteam die Bedürfnisse des US-Markts aus erster Hand kennenlernt, sehen wir als einen wichtigen Bestandteil, um einen global category leader aufzubauen Die Sauerstoffmasken fielen wegen des Druckverlustes aus der Kabinendecke. Eine Frau, die offenbar direkt auf dem Fensterplatz saß, wurde zum Teil aus der Maschine gesogen, bevor sie von Passagieren ins Innere des Flugzeugs zurückgeholt werden konnte. Die 43-jährige Mutter von zwei Kindern zog sich bei dem Unfall aber tödliche Verletzungen zu. Auch sieben weitere Passagiere wurden verletzt. Nur wenige Stunden, nachdem die Boeing durch eine Meisterleistung der Pilotin sowie des Co-Piloten sicher auf dem Flugplatz von Philadelphia gelandet war, gab es erste Hinweise auf die Unglücksursache. Was bei anderen Zwischenfällen erst mühsam über Wochen oder Monate ermittelt werden muss, war mit bloßem Auge zu erkennen. Die Unfallexperten der US-Behörde NTSB waren bei der Ursachenforschung enorm schnell und berichten von einer Materialermüdung, die vermutlich zu dem Abbruch einer der Schaufeln an dem Triebwerk mit 1,60 Meter Durchmesser führte. Ausgerechnet Turbinenschaufel Nummer 13 von insgesamt 24 hatte sich an der Wurzel gelöst. In einer Kettenreaktion haben die Trümmer wohl das Kabinenfenster herausgerissen und zudem Löcher in den Rumpf des Flugzeugs geschlagen. Wie es heißt, haben Passagiere mit Kleidungsstücken Löcher im Rumpf der Boeing gestopft, um den Druckabfall im Inneren des Flugzeugs zu verringern. In einem ersten Interview wurde ein NTSB-Experte gefragt, wie oft es derartige Zwischenfälle gäbe, und er antwortete, „etwa drei bis vier Mal jährlich“. Tatsächlich passieren wiederholt schwere Zwischenfälle mit Triebwerken. Die mächtigen Schaufeln können sich vom vorderen großen Fan lösen oder Turbinenteile aus dem Inneren des Triebwerks, aus den verschiedenen Stufen der Verdichter, herausgeschleudert werden. Bei diesen Havarien hatten die Passagiere aber fast immer großes Glück, weil die Splitter keine lebensgefährlichen Löcher im Rumpf samt Druckabfall verursachten oder Fenster herausrissen. Southwest verzeichnete erst im August 2016 einen fast identischen Triebwerksunfall. Doch damals schlugen die Triebwerkstrümmer keine Löcher in den Rumpf. Jetzt muss Southwest den ersten Tod eines Passagiers seit 47 Jahren beklagen. Es ist auch der erste Todesfall bei einer US-Airline seit 2009. Praktisch alle Airlines, die Boeing 737-Modelle in ihrer Flotte haben, stehen jetzt vor der Schlüsselfrage, wie es zu der vermuteten Materialermüdung an der Turbinenschaufel kam und warum sie unentdeckt blieb. Allein Southwest hat über 700 Boeing 737 im Einsatz. Zu dem tragischen Unglücksfall bei Southwest Airlines gibt es eine Parallele, die sich vor 45 Jahren, am 3. November 1973 ereignete. Damals flog eine McDonnell Douglas DC-10 der Fluggesellschaft National Airlines von Miami nach San Francisco, als sich das Triebwerk während des Flugs zerstörte und explosionsartig Triebwerksteile herumflogen. Auch damals wurde ein Flugzeugfenster herausgerissen, und es kam zu einem rapiden Druckabfall. Ein Passagier, der unmittelbar am Fenster saß, wurde aus dem Flugzeug herausgezogen – vergeblich versuchten Mitreisende dieses Unglück zu verhindern. Egal ob im Silicon Valley oder auf dem New Yorker Broadway, auf der Nanjing Lu in Shanghai oder vor dem Brandenburger Tor in Berlin - überall sieht man dort Kids und Jugendliche, die bevorzugt Schuhe mit den drei Streifen tragen. In den USA hat es Adidas mit seinen Sneakers sogar geschafft, Kultstatus zu erlangen. Retro-Modelle wie der "Superstar", "Stan Smith" oder die schlichte "Gazelle" sind wieder populär. Längst wird Adidas nicht mehr als reiner Sportartikelhersteller wahrgenommen, sondern eher als Streetwear- und Lifestyle-Marke. Selbst Top-Models wie Lena Gercke, Hollywood-Schauspieler und Pop-Stars wie Madonna und Justin Bieber präsentieren sich in den drei Streifen. Dem US-Rapper Kanye West widmet Adidas sogar eine eigene Kollektion. Die Lifestyle-Umsätze des Labels stiegen zuletzt deutlich stärker als die Erlöse in den Performance-Kategorien, also von Schuhen, Shirts und Equipment, die für Sport und Fitness geeignet sind. Das war nicht immer so. Noch 2014 galt Adidas als aus der Mode gekommene Marke. Vor allem in den USA hatte der Sportartikler Image-Probleme – auch wegen Reebok. Dort fiel Adidas zeitweise auf Nummer drei hinter Under Armour zurück. Kevin Plank, Chef von Under Armour, verhöhnte die Herzogenauracher als "den dümmsten Wettbewerber". Ausgerechnet im WM-Jahr 2014, als die deutsche Nationalelf in Adidas-Trikots Weltmeister wurde, brach der Gewinn des Adidas-Konzerns ein, der Aktienkurs stürzte um knapp 40 Prozent ab - stärker als alle anderen Dax-Werte. Neuen Schub könnte die Fußball-WM in Russland geben. Gut 80 Millionen Fußbälle sollen in diesem Jahr verkauft werden. Besonders beliebt dürfte der offizielle WM-Ball von Adidas, der "TelStar 18" sein. Von ihm wollen die Herzogenauracher bis zu 15 Millionen Stück absetzen - wie bereits bei den letzten drei Weltmeisterschaften. Geld ist für viele Menschen eine Familiensache. Und umgekehrt scheint die Familie nicht selten irgendwie auch eine Geldfrage zu sein. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die RaboDirect Deutschland aus dem Herbst hat zum Beispiel ergeben, dass sich 41 Prozent der Deutschen von ihrem Partner trennten, wenn dieser nicht mit Geld umgehen könnte. Umgekehrt soll ein gemeinsames Konto enger zusammenschweißen – und wenn der Partner Ahnung vom Sparen hat, finden das sogar 41 Prozent der Befragten "sexy" Wenn das stimmt, dann dürfte es in so mancher Beziehung gerade knirschen. Denn was das Thema Geldanlage angeht, sind viele Menschen einigermaßen ratlos: Der schnelle Absturz des amerikanischen Dow Jones zu Monatsbeginn hat jene nervös gemacht, die auf Aktien setzen. Wer um Wertpapiere bisher einen Bogen gemacht hat, der findet auch bei Sparkonten seit Langem keinen Halt: Einer Studie der DZ Bank zufolge haben Ersparnisse im vergangenen Jahr 0,8 Prozent an Wert verloren, weil die Verbraucherpreise gestiegen, die Zinsen aber weiterhin niedrig geblieben sind. Die niedrigen Zinsen und die alternde Bevölkerung setzen wiederum die Lebensversicherungen unter Druck, was manche Beobachter schon vor einem massenhaften Kollaps warnen lässt: Der frühere Versicherungsmanager Sven Enger etwa warnt in seinem Buch Alt, arm und abgezockt vor einem "Crash der privaten Altersvorsorge" und hat in einem Interview im Januar sogar dazu aufgerufen, Lebensversicherungen zu kündigen. Wer hingegen die niedrigen Zinsen nutzen will, um mit einem günstigen Darlehen eine Immobilie zu finanzieren, hat es kaum leichter: Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren vielerorts enorm gestiegen. Und dann sind da noch die Kryptowährungen, über die alle reden – aber spätestens mit dem jüngsten rasanten Kursverfall des Bitcoin dürfte klar geworden sein, dass es sich dabei vor allem um Spekulation handelt, für die man besser nur Geld einsetzen sollte, auf das man gut verzichten kann. Kurzum: Vielen Menschen fällt es schwer, konkrete Anlage- und Vorsorgeentscheidungen zu treffen. Deswegen bitten wir Sie, liebe Leser, hier um Ihre Fragen zum Thema Geld. Eine Auswahl beantworten wir in der gedruckten ZEIT, im Magazin ZEIT Geld und an dieser Stelle. Bitte teilen Sie uns mit, was Sie konkret über Geldanlage und Altersvorsorge wissen – und dieses Mal auch, ob und wie sehr sie sich bei Ihrer Familienplanung von Geldfragen leiten lassen. Deutschland ist das bevölkerungsreichste EU-Land, war aber auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl das Land mit den meisten Anerkennungen. Pro eine Million Einwohner wurde 3945 Menschen Schutz gewährt. Am wenigsten Anerkennungen gab es in den osteuropäischen Staaten Slowakei (zehn Anerkennungen pro eine Million Einwohner), Tschechien und Polen (je 15 Anerkennungen). Ungarn, das sich gleichfalls gegen eine EU-weite Umverteilung von Asylbewerbern wehrt, kam auf 130 Anerkennungen pro Million Einwohner. Durch die Sanierung beim Autokonzern Opel sind in den Werken in Eisenach und Rüsselsheim mehrere hundert Jobs gefährdet. Wie die Wirtschaftswoche unter Berufung auf Teilnehmer einer internen Betriebsversammlung berichtet, könnten in Rüsselsheim in den nächsten zwei Jahren 2.700 von insgesamt 7.700 Stellen gestrichen werden. In Eisenach ist die Hälfte der 1.800 Arbeitsplätze vom Abbau betroffen. Die Belegschaft sei geschockt, sagte Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Ein solches Verhalten hätten die Mitarbeiter selbst unter dem früheren Eigner General Motors nie erlebt. Bereits damals waren bei Opel Tausende Stellen gestrichen und Werke geschlossen worden, darunter das Werk in Bochum. Der Betriebsrat wirft Opel vor, die Beschäftigten mit der Drohung von Arbeitplatzabbau unter Druck zu setzen, um in den laufenden Verhandlungen über die Auslastung der Werke Zugeständnisse zu erreichen. Derzeit verhandeln der neue französische Eigentümer PSA und die Gewerkschaft IG Metall um die Zukunft der Standorte in Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim. Unter dem Druck des französischen Mutterkonzerns muss Opel seine Kosten deutlich senken – dazu legte der Autobauer im vergangenen Dezember Programme für Altersteilzeit und Vorruhestand sowie Ende März ein Programm für freiwillige Abfindungen auf. Auch die Werke in Deutschland stehen zur Debatte. So will die PSA-Gruppe in Eisenach nur ein elektronisches Fahrzeugmodell bauen, was das Werk nicht auslasten würde und somit den Verlust von zahlreichen Stellen zur Folge hätte. Die IG Metall will jedoch, dass die PSA-Gruppe die Verträge zur Auslastung der Werke einhält, die bereits mit dem früheren Opel-Eigner General Motors vereinbart wurden. Nach Darstellung der Gewerkschaft verlangt der neue Mutterkonzern jedoch Zugeständnisse, damit diese Zusagen überhaupt eingehalten werden. Demnach könnten Werksschließungen nur vermieden werden, wenn die Opel-Beschäftigten im Gegenzug für Investitions- und Beschäftigungszusagen auf Einkommen verzichten. Betriebsratschef Schäfer-Klug warf nun dem PSA-Chef Carlos Tavares vor, kein Konzept für die Zukunft von Opel zu haben. "Wir möchten ein nachhaltiges Standortkonzept, das über das Jahr 2020 hinausreicht", sagte er. Dazu habe PSA bisher nichts geboten. So geht es laut Schäfer-Klug "um die Existenz von Opel. Es geht um Existenzen, um Arbeitsplätze in der Stadt, um die Sicherung der Standorte." Auf der Betriebsversammlung in Eisenach hat der Betriebsrat nun von der PSA die Einhaltung der geltenden Verträge gefordert. So müssten die Standorte bis 2020 gesichert und auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden. "Für diese Zusagen haben wir bereits auf Lohn verzichtet", sagte eine Teilnehmerin der Versammlung. Allerdings gab es von der PSA bisher noch kein zufriedenstellendes Angebot, hieß es in Teilnehmerkreisen. Stattdessen forderte der Mutterkonzern, tarifliche Lohnerhöhungen und Urlaubs- sowie Weihnachtsgeld stunden zu dürfen, was einer Streichung gleichkäme. Recycling bedeutet nicht, dass aus einem Joghurtbecher wieder ein Joghurtbecher wird. Stattdessen werden die Kunststoffabfälle zu Parkbänken, Blumenkübeln oder Lärmschutzwänden verarbeitet. Downcycling nennt man das, da das Endprodukt nicht mehr die ursprüngliche Qualität des Ausgangsmaterials erreicht. Zudem verbraucht die Aufbereitung viel Energie, und die Verpackungen reisen im Schnitt 300 Kilometer durchs Land. Für Christiane Schnepel, beim Umweltbundesamt zuständig für Nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft, sind Mülltrennung und Recycling trotzdem die beste Art der Wiederverwertung. "Ich hätte auch nichts gegen noch mehr Parkbänke", sagt sie. Etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich kostet allein der Grüne Punkt die Kunden, die an der Supermarktkasse einen Aufpreis für jede Verpackung bezahlen müssen. Damit finanzieren die Verpackungshersteller die Lizenzgebühren für den Grünen Punkt. Das Geld geht an die Organisatoren der Mülltrennung: zum Beispiel an das Duale System Deutschland GmbH Einst als Non-Profit-Organisation des Handels im Jahr 1990 gegründet, wuchs das Unternehmen dank des Gesetzgebers zu einem mächtigen Spieler im Abfallgeschäft heran. 2005 musste das DSD aus kartellrechtlichen Gründen privatisiert werden. Der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts übernahm die Mehrheitsanteile und verkaufte sie 2010 an die britische Private-Equity-Gesellschaft Solidus Partners weiter. Die Amerikaner bezeichneten den Deal später als ein gutes Geschäft. Das DSD fungiert als Makler des Abfallstroms. Die Firma kassiert Lizenzgebühren von den Verpackungsherstellern und beauftragt private Unternehmen, den Müll zu sammeln, zu sortieren und zu verwerten. 2007 machte das DSD einen Umsatz von 946 Millionen Euro, 2009 waren es 684 Millionen Euro. Aktuellere Angaben macht die Firma nicht. Der Umsatz sank, weil seit 2005 weitere Anbieter auf diesem Markt tätig sind. Mittlerweile hat das DSD neun Konkurrenten und hält noch einen Marktanteil von zirka 50 Prozent. Mit Müll lässt sich viel Geld verdienen. Die eigentliche Arbeit machen sich andere - und sie machen sie gern. Alba aus Berlin etwa ist eine jener Firmen, die vom DSD mit dem Abtransport und der Sortierung beauftragt werden. Einst ein kleiner Familienbetrieb, ist Alba heute europaweit aktiv und beschäftigt 9000 Mitarbeiter, leert laut eigenen Angaben mittlerweile jede vierte gelbe Tonne in Deutschland und macht damit einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro im Jahr. Das Geld kommt vom DSD, aber vor allem aus den Gewinnen des Weiterverkaufs der gesammelten und sortierten Kunststoffe. Eine Tonne PE- oder PP-Verpackungen hat einen Marktwert von 200 bis 350 Euro. Aluminium bringt bis zu 1000 Euro. Geschredderte PET-Flaschen erzielen 400 Euro pro Tonne und landen oft als Sekundärrohstoff in China. Dort werden sie eingeschmolzen und zu Polyesterfäden gesponnen, etwa für Fleece-Pullover. Mindestens die Hälfte der zurückgegebenen PET-Flaschen landet, so eine Schätzung von Greenpeace, in Asien. Zwei Drittel der eingesammelten Verpackungen aus dem Grünen Punkt enden in der sogenannten thermischen Verwertung. Mit anderen Worten: Sie werden verbrannt. Etwa in der Hamburger Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm, wo insgesamt 320.000 Tonnen Verpackungen und Restmüll pro Jahr verfeuert werden. Daraus entsteht Fernwärme für Wohnungen und Strom. Im Jahr 2010 machte die Anlage einen Gewinn von knapp 20 Millionen Euro und erzielte eine Umsatzrendite von mehr als 42 Prozent. Haupteigentümer ist der Energiekonzern Vattenfall. Der oft nasse Restmüll brennt nicht gut. Daher ist man am Rugenberger Damm froh über jede Kunststoffverpackung und jedes Stück Papier, das irrtümlich in die Restmülltonne geworfen wurde. Das erhöht den Brennwert. Um den Brennwert noch zusätzlich zu steigern, wird der Müll gezielt mit Kunststoffen und geschredderten Holzteilen aus dem Sperrmüll angereichert. Konditionierung nennen das die Fachleute. Die Ursprungsidee der "stofflichen Wiederverwertung" wird durch die Verbrennung konterkariert. Aber ist das so schlimm? Als Brennstoff ist Abfall heute genauso wertvoll wie Braunkohle, die aufwendig gefördert werden muss. Selbst Greenpeace sieht, im Gegensatz zu früher, die Müllverbrennung nicht mehr als großes Übel: Dank strenger Umweltauflagen sei die Dioxinbelastung seit 1990 auf ein Tausendstel des damaligen Werts gesunken. Eine Studie komme sogar zu dem Schluss, dass die Anlagen der Luft Giftstoffe entzögen - denn würde man die entsprechende Menge Strom und Wärme in Kohlekraftwerken erzeugen, würden zusätzlich drei Tonnen Arsen, Cadmium und andere Schwermetalle die Luft belasten. Selbst die Kohlendioxidbilanz der Anlagen sei besser als ihr Ruf. Je weiter der Preis für fossile Energieträger steigt, desto wertvoller wird der Müll als Ersatzbrennstoff. Es braucht neue Ideen, will man Recycling ernsthaft vorantreiben. Und neue Gesetze. Der Abfallwissenschaftler Klaus Wiemer hat in Kassel ein Konzept mit nur noch zwei Abfalltonnen erprobt: eine für nassen und eine für trockenen Müll. Das würde vor allem die Logistikkosten und Fehlwürfe verringern, denn in großen Städten landet bis zu 50 Prozent des Abfalls in der falschen Tonne. Der trockene Müll könnte dann besonders leicht maschinell sortiert werden. Der nasse Abfall könnte zur Energiegewinnung genutzt werden, zum Beispiel durch Biogas. Der kommunale Zweckverbund Abfallwirtschaft in Trier ging noch einen Schritt weiter und kippte den getrennt gelieferten Müll wieder zusammen und beobachtete, wie Bakterien ihre Energie aus dem Biomüllanteil bezogen und in Wärme umwandelten, sodass der Abfall trocknete. Er ließ sich hinterher wunderbar sortieren. Maximilian Monzel, der Geschäftsführer, hält den gelben Sack denn auch für überflüssig. Beide Modelle sind vorerst gescheitert. "Die Probleme bestehen auf organisatorischer und verwaltungstechnischer Seite", sagt Wiemer. Die Kommunen kommen aus den Verträgen mit dem DSD nicht heraus und sind an die gesetzlichen Vorgaben gebunden. Und die schreiben die Mülltrennung vor. Das Hickhack hat einen gewichtigen Grund: "Eigentlich möchte man gar kein echtes Recycling", sagt Michael Braungart vom Institut für Internationale Umweltforschung EPEA. "Man will eher noch mehr Müll für die Verbrennung, um die Anlagen auszulasten." Braungart plädiert dagegen dafür, einen echten Stoffkreislauf zu etablieren (siehe brand eins 09/2008 und brand eins 06/2010). "Bislang versuchen wir ständig, das Falsche zu perfektionieren", sagt er. "Wir müssen lernen, in Nährstoffen zu denken, nicht in Abfall. Sonst kommt auch weiterhin nur Abfall dabei heraus. Schimpansen würden über uns Menschen wohl lachen – das schreibt Bestseller-Autor Yuval Harari in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit. Die intelligenten Tiere schätzten ihr heimatliches soziales Umfeld sehr und würden sich niemals das ganze Jahr hindurch abrackern, um sich anschließend im Gebiet einer anderen Schimpansenhorde von der Anstrengung zu erholen, merkt Harari an. Wir Menschen hingegen erklären Fernreisen zunehmend zum größtmöglichen Vergnügen. Der lang ersehnte Trip nach Feuerland, Malaysia, Neuseeland oder auf die Malediven ist für viele das größte Ereignis schlechthin. Und der schnelle Wochenendausflug nach Florenz oder Barcelona gilt als eine Selbstverständlichkeit. Zugleich ist die Flugreise ökologisch so ziemlich das größte Desaster, das einzelne Personen anrichten können. Insbesondere riesige Klimagasemissionen fallen an, einschließlich der verheerenden Folgewirkungen des Klimawandels für Ökosysteme und Artenvielfalt. Fluglärm und Luftschadstoffe kommen noch oben drauf, mit tödlichen Folgen für andere Menschen – und auf lange Sicht womöglich für die Menschheit insgesamt. Dennoch: Will man die globale Erwärmung aber gemäß dem Paris-Abkommen auf deutlich unter zwei und möglichst sogar 1,5 Grad begrenzen, müssen die Emissionen in allen Sektoren – Verkehr, Energieversorgung, Landwirtschaft – weltweit in ein bis zwei Jahrzehnten auf Null sinken. Neben technischem Wandel verlangt das auch neue Lebensstile. Ständig durch die Weltgeschichte zu gondeln, ist damit schlicht nicht vereinbar; und doch sind gerade Ökos oft große Vielflieger, denn wer politisch interessiert und gebildet ist, ist oft auch weltläufig eingestellt und recht wohlhabend. Das paradoxe Ergebnis sind dann beispielsweise junge Leute, die jedes Gramm Plastik und jede Kilowattstunde Strom sparen, aber doch gerne mal nach Feuerland zum Wandern fliegen oder mal schnell bei alten Erasmus-Freunden in Spanien vorbeischauen. Die Verhaltensforschung weiß freilich schon lange: Faktenwissen und selbst Werthaltungen beeinflussen unser Verhalten nur begrenzt, trotz all der schönen Umweltbildung. Hinzu kommen ganz rationales Eigennutzenkalkül und die unterschiedlichsten Emotionen: Bequemlichkeit, Gewohnheit, Verdrängung oder einfach nur die Schwierigkeit, mir Klimatote vorzustellen, wenn ich gerade in den Flieger zu meiner Traumdestination steige. Zudem stecken wir alle in den Normalitätsvorstellungen einer fossil getriebenen Welt fest, zu der eben auch Flugreisen gehören. Meine Facebook-Freunde waren schließlich auch alle schon in Südostasien, und die Kollegen im Büro doch auch! Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute haben die Wachstumsprognose für dieses und das kommende Jahr leicht angehoben: Wie sie in ihrem Frühjahrsgutachten schreiben, rechnen sie für 2018 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,2 Prozent und für 2019 mit 2,0 Prozent – und damit jeweils 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vergleich zur Einschätzung im Herbst. Dieses sogenannte Herbst- und nun auch das Frühjahrsgutachten ist eine Gemeinschaftsdiagnose des Münchner Ifo-Instituts, des Berliner DIW, des RWI aus Essen sowie des Kieler IfW und des IWH aus Halle. Ihre halbjährliche Studie dient der Bundesregierung als Basis für ihre Prognosen, die kurz darauf veröffentlicht werden. "Der Boom, in dem sich die deutsche Wirtschaft befindet, hält an", sagte der Leiter der Konjunkturforschung des federführenden Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser, und verweist dabei auch auf die positiven Zahlen vom Arbeitsmarkt. So rechnen die Institute bei der Zahl der Erwerbstätigen mit einem Anstieg von 44,3 Millionen im vergangenen auf 44,9 Millionen in diesem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt laut den Berechnungen damit von 5,7 Prozent auf 5,2 Prozent. Auch beim Staat macht sich der Aufschwung immer mehr bemerkbar: Er soll in diesem Jahr einen Rekordüberschuss von fast 38 Milliarden Euro erzielen, der im kommenden Jahr ähnlich hoch ausfallen dürfte. "Gerade wenn die Kassen voll sind, sollte die Finanzpolitik die Konsequenzen für die gesamtwirtschaftliche Stabilität und die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen im Blick haben", sagte Wollmershäuser. "Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Leistungsausweitungen in der Gesetzlichen Rentenversicherung laufen dem Nachhaltigkeitsgedanken zuwider." "Allerdings", gibt der Konjunkturforscher zu bedenken, "wird die Luft dünner, da die noch verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten knapper werden". Demnach klagen viele Unternehmen vor allem über den Mangel an Fachkräften und über eine zuletzt noch gestiegene Auslastung. Ein Risiko sei auch der laufende Handelskonflikt mit den USA. Viele Deutsche bewerten Globalisierung und Freihandel zwar grundsätzlich positiv, wünschen sich aber mehr Schutz vor negativen Folgen. In einer von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Umfrage gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie den wachsenden internationalen Handel positiv sehen. Allerdings fühlt sich auch die Hälfte (52 Prozent) der Bürger von der Bundesregierung nicht ausreichend gegen negative Effekte der Globalisierung geschützt. Eine Mehrheit von 57 Prozent der Befragten wünscht sich insbesondere mehr Schutz für die deutsche Wirtschaft vor ausländischen Wettbewerbern. Allerdings ist dieses Bedürfnis in anderen Ländern deutlich stärker ausgeprägt: In Frankreich erhoffen sich drei Viertel der Bürger mehr Schutz vor der internationalen Konkurrenz, in den USA 61 Prozent und in Großbritannien 59 Prozent. Die Deutschen sorgen sich mit Blick auf den internationalen Handel vor allem um ihre Gehälter. Eine klare Mehrheit von 57 Prozent der Befragten glaubt nicht, dass die Globalisierung die Einkommen steigen lässt. 55 Prozent fürchten eine steigende soziale Ungleichheit. Beim Thema Arbeitsplatzsicherheit zeigen sich die Deutschen gespalten: 42 Prozent der Befragten fürchten, dass der internationale Handel darauf negativ wirken wird. Zugleich sehen 37 Prozent einen positiven Einfluss des globalen Warenverkehrs auf die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes. Die Sorgen ändern aber nichts an der grundsätzlich positiven Einstellung. Die Zustimmungsquote von 70 Prozent zum Welthandel liegt wieder deutlich höher als vor zwei Jahren. Im Jahr 2016 sahen nur 56 Prozent der Befragten den wachsenden internationalen Handel positiv, im Jahr 2014 waren es noch 88 Prozent. Jetzt geben mehr als zwei Drittel der Deutschen an, dass Freihandel sowohl für ihr Land (71 Prozent) als auch für die deutschen Unternehmen (70 Prozent) gut oder sehr gut sei. Für die Umfrage befragte das Institut YouGov im Februar mehr als 14.000 Menschen in zwölf Ländern. In Deutschland nahmen etwa 2.000 Menschen an der Onlineumfrage teil. Der Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Aart De Geus, wertete die Ergebnisse als Zeichen dafür, dass die Menschen "sich eine Globalisierung mit Sicherheitsgurt" wünschten. Auf dieses Schutzbedürfnis der Bürger sollten Politik und Wirtschaft aber nicht mit "protektionistischen Irrwegen" reagieren. Nach mehr als zehn Jahren kontroverser Debatten starten die Vereinten Nationen (UN) in diesen Tagen in New York die Verhandlungen über ein neues Abkommen zum Schutz der Hohen See. Das Thema wird fast unbemerkt von der Öffentlichkeit diskutiert, aber das ändert nichts an der Bedeutung: Überfischung, Meeresverschmutzung, Klimawandel und die Versauerung setzen diesem über Jahrmillionen entstandenen Lebensraum immer stärker zu. Bis 2020 wollen sich die Vereinten Nationen auf international verbindliche Regelungen für den Schutz und eine nachhaltige Nutzung einigen. Die Hochsee, die fast zwei Drittel des Ozeans ausmacht, liegt außerhalb der Zuständigkeit der Staaten. Sie wird durch internationale Abkommen bisher kaum geschützt. Hat sich die Ausbeutung der Meere bisher eher auf die Küsten konzentriert, wird der offene Ozean nun zunehmend befischt und für andere Nutzungen erschlossen. Neue Gefahren drohen außerdem durch den Tiefseebergbau: 28 Erkundungslizenzen hat die zuständige UN-Meeresbodenbehörde weltweit schon vergeben. Die mineralischen Ressourcen des Meeresgrundes lassen sich zum Beispiel für die Produktion von Akkus für Elektroautos oder Handys verwenden. Noch immer wird wesentlich mehr Geld für die Weltraumforschung als für die Erkundung des Ozeans ausgegeben. Dabei sind die bis zu elf Kilometer tiefen Meeresgebiete bisher kaum erforscht – erst fünf Prozent des Meeresbodens sind kartografiert –, doch zunehmend wird klar: Sie beherbergen nicht nur einen großen Teil der globalen Artenvielfalt, sondern haben auch eine zentrale Rolle bei der Klimaregulierung. Der Ozean nimmt einen beträchtlichen Teil des menschengemachten Kohlendioxids und fast die gesamte zusätzliche Wärme auf. Über Meeresströmungen sind auch die Küsten mit dem offenen Ozean direkt verbunden. Zunehmend wird aber auch klar: Die Strömungen dienen nicht nur Fischschwärmen und anderen Arten wie Walen und Schildkröten als Migrationskorridore, sondern sie verteilen auch Plastikmüll und andere vom Land stammende Verschmutzungen. Meeresforscher und -forscherinnen sowie Naturschützer fordern daher schon seit Langem ein umfassendes und rechtlich verbindliches Abkommen, um die empfindlichen Ökosysteme in der Hochsee besser zu schützen. Daher soll jetzt ein großflächiges Netzwerk von Meeresschutzgebieten auf der Hohen See entstehen. Die UN wollen bis 2020 weltweit mindestens zehn Prozent des Ozeans als Meeresschutzgebiet ausweisen. Viele Meeresforscher fordern für einen effektiven Schutz der marinen Artenvielfalt sogar mindestens dreißig Prozent. Von beiden Zielen sind wir weit entfernt: Bisher wurden weltweit gerade einmal vier Prozent erreicht, vor allem innerhalb der Hoheitsgewässer der Küstenstaaten. Auf der Hohen See sind Meeresschutzgebiete bisher eine Ausnahme. Vor allem die Staaten der EU, Neuseeland, Australien und viele Pazifikstaaten wollen dies mit dem neuen Abkommen ändern. Insbesondere Fischereinationen wie etwa Island, Japan, Russland und Südkorea fordern jedoch, dass ihre Nutzungen von dem neuen Schutzabkommen ausgenommen bleiben. Dann aber hätten Meeresschutzgebiete für die Hochsee kaum positive Folgen. Auch die Zersplitterung von Zuständigkeiten muss geändert werden. In der Präambel des internationalen Seerechtsübereinkommens, der "Verfassung der Ozeane", heißt es zwar, "dass die Probleme des Meeresraums eng miteinander verbunden sind und als Ganzes betrachtet werden müssen". Doch bisher werden Schifffahrt, Fischerei oder Tiefseebergbau getrennt reguliert. Die vielen zuständigen Institutionen stimmen sich untereinander kaum ab. Es fehlt sogar eine ganzheitliche Betrachtung von Umweltauswirkungen. Der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst kann sich durchaus sehen lassen: Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich auf insgesamt 7,5 Prozent mehr Lohn verteilt auf die kommenden 30 Monate geeinigt. Die meisten Abschlüsse der vergangenen Monate hatten ein geringeres Volumen. Die IG Metall hatte beispielsweise Anfang des Jahres ein Tarifplus von 4,3 Prozent über 27 Monate erzielt – und das, obwohl es der Metall- und Elektrobranche in Zeiten voller Auftragsbücher blendend geht. Frank Bsirske, Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, bezeichnete das Verhandlungsergebnis als "das beste seit vielen Jahren", Ulrich Silberbach, Vorsitzender des Beamtenbundes dbb, sprach von einem "guten Tag für den öffentlichen Dienst". Der Deutsche Städtetag bewertete den Abschluss als "vertretbar". Es sei richtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst an der guten wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben zu lassen. Ursprünglich hatten ver.di und dbb sechs Prozent mehr Lohn und in den unteren Einkommensgruppen mindestens 200 Euro monatlich gefordert. Auch wollten die Gewerkschaften eine Laufzeit von nur zwölf Monaten. Dass daraus nun 30 Monate geworden sind, mag auf den ersten Blick als großes Zugeständnis an Bund und Kommunen erscheinen. Sie haben mit der langen Laufzeit Sicherheit bekommen, denn solange der Tarifvertrag läuft, können keine neuen Forderungen erhoben werden und es herrscht Friedenspflicht. Horst Seehofer muss als Bundesinnenminister also bis Herbst 2020 nicht befürchten, dass es im öffentlichen Dienst zu einem neuen Tarifkonflikt kommt. Tatsächlich war die kurze Laufzeitforderung Teil der Gewerkschaftsstrategie. Den Gewerkschaften war schon zum Verhandlungsauftakt klar, dass die Arbeitgeber hier nicht mitgehen würden. In der Regel laufen Tarifverträge mindestens 24 Monate. Doch bei dieser Dauer wäre der Tarifvertrag zum Sommer 2020 ausgelaufen. Das hätte zur Folge gehabt, dass die nächsten Tarifverhandlungen in die Sommerferien gefallen wären. Die spielen aber im öffentlichen Dienst eine entscheidende Rolle: Schulen und Kitas haben geschlossen – die Beschäftigten sind im Urlaub und kaum zu mobilisieren. Daher war schon früh klar, dass es auf 30 Monate Laufzeit hinauslaufen würde. Trotzdem forderte man selbstbewusst erst einmal zwölf Monate. Ein Grund: Die Laufzeit ist für die Beschäftigten in der Regel wenig relevant, gibt den Gewerkschaften aber Verhandlungsmasse, um Zugeständnisse machen und zugleich an wesentlichen anderen Forderungen festhalten zu können. Verhandlungschoreografie sozusagen. Zu solchen wesentlichen Forderungen gehörte vor allem eine kräftige Lohnsteigerung: Während die Gewerkschaften insbesondere für die unteren Gruppen eine starke Erhöhung durchsetzen wollten, ging es den Arbeitgebern darum, die mittleren und höheren Entgeltgruppen und vor allem die Einstiegsstufen anzuheben. Die Gehälter im öffentlichen Dienst sehen je nach Tätigkeit eine Entgeltgruppe vor, die sich in sechs Stufen aufteilt, je nach Berufserfahrung. Wer aus der freien Wirtschaft erstmals in den öffentlichen Dienst wechselt, wird in der Regel in die Einstiegsstufen eingruppiert – wenn hier aber die Gehälter zu niedrig sind, ist ein Wechsel für gefragte Fachkräfte nicht attraktiv. Und genau das ist das Problem: Dem öffentlichen Dienst fehlen IT-Experten, Juristinnen und Juristen, Ingenieurinnen und Ingenieure. Sie verdienen in der Wirtschaft einfach mehr. Die jetzt erzielte Einigung stellt da einen ausgewogenen Kompromiss dar: Die Gehälter steigen in den unteren und höheren Entgeltgruppen teilweise stark an. Der Clou: So wird auch die von den Gewerkschaften geforderte Mindesterhöhung von 200 Euro monatlich für die unteren Gruppen erreicht. Ein Ungelernter, der beispielsweise als Spülkraft in einem städtischen Klinikum tätig ist, verdiente bisher auch in der höchsten Gehaltsstufe keine 2.000 Euro brutto im Monat – mit dem jetzt erzielten Abschluss kann er sich über einen ordentlichen Zuwachs freuen. Auch für Auszubildende wurde etwas erreicht: Hier hatten die Gewerkschaften gefordert, dass die Regelungen zur Übernahme nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung wieder in Kraft gesetzt werden sollen. Außerdem wollten die Arbeitnehmer mindestens 100 Euro mehr in der Ausbildungsvergütung. Beides konnte ver.di durchsetzen. Ein Abschluss in dieser Größenordnung ist zuletzt vor zehn Jahren erzielt worden, auch damals schon verbunden mit dem Wunsch nach einer kurzen Laufzeit: In der Tarifrunde 2008 forderte die Dienstleistungsgewerkschaft für den öffentlichen Dienst eine Entgelterhöhung von acht Prozent in einem Jahr. Mit den Arbeitgebern einigte man sich schließlich tatsächlich auf acht Prozent verteilt über zwei Jahre. 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nachrichten2 = 'Der Sänger und Schriftsteller Sven Regener ist entsetzt darüber, dass die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang mit einem Echo ausgezeichnet wurden. Im Interview kritisiert er auch den Bertelsmann-Konzern. An die besorgten Bürger und Bürgerinnen, die sich durch die Überschrift und den Teaser gequält haben und jetzt denken: "Oh nein, diese SJW schon wieder! (Social Justice Warrior, habe ich aus den Kommentaren zu meinen Texten gelernt.) Jetzt hat sie eine neue Diskriminierung erfunden, über die sie sich aufregen kann!" Ich kann Sie beruhigen. Dass Frauen das Lachen verboten wird, habe nicht ich erfunden, es passiert bereits ziemlich lange. Aber beginnen wir mal ganz harmlos bei mir. Es ist ein sonniger Sonntag, ich spaziere mit einer Freundin auf einer Straße im Berliner Bezirk Kreuzberg und fange an zu lachen. Nach wenigen Sekunden steht ein Mann auf dem Balkon und brüllt mir entgegen: "Es ist zu laut!" Interessanterweise handelte es sich bei dem Mann, der mir seine Benimmregeln aufzwingen will, um einen Vertreter genau der sozialen Gruppe, die vor zwanzig Jahren keinen Fuß in diesen Stadtteil gesetzt hätte. Jene, die einen großen Bogen um ihn machten wegen "der ganzen Ausländer" und wegen des schlechten Rufs, der mit der Chiffre SO36 einherging: marode Bausubstanz und einkommensschwache Familien, die als integrationsunwillig bezeichnet wurden und werden. Heute sind weite Teile des Bezirks, wie die Skalitzer Straße, eine Spielwiese für Investoren, die sich dort beim Monopoly tummeln, als gäbe es kein Morgen. Warum ich diesen Kontext ausführlich erwähne? Weil dieser Wunsch nach Wertevermittlung, demzufolge das laute Lachen einer Frau, im öffentlichen Raum nichts zu suchen hat, nicht ohne den Integrationskomplex zu betrachten ist. Es ist eine ziemlich eklatante Schieflage: Ein weißer Mann fühlt sich dazu berechtigt und vor allem auch ermächtigt, mich zurechtzuweisen und zu sagen – beziehungsweise in diesem Fall zu schreien –, wie ich mich zu verhalten habe. Schließlich könnte mein Lachen dazu führen, dass sich Männer (so wie er) davon gestört fühlen. Mit der gleichen Begründung verboten übrigens auch die Taliban in Afghanistan Frauen das Lachen, eines von vielen Verboten, die Ende der Neunzigerjahre eingeführt wurden. Im gleichen Atemzug muss man den Vorstoß von Bülent Arınç nennen, einem türkischen Politiker, der vor vier Jahren in einer Rede forderte, dass man Frauen das laute Lachen untersagen solle Auch aus historischer Perspektive hat Lachen etwas mit Macht zu tun. Bereits in der Antike galt Lachen als ein Mittel, um Überlegenheit zu demonstrieren und Normen aufrechtzuerhalten. Schon seit Langem und bis heute wurde und wird es auch eingesetzt, um Menschen zu demütigen und sie zurechtzuweisen. Diejenigen, die in den Kategorien "Rasse", Geschlecht oder Klasse oben stehen, bestimmen, wer wann, wo, worüber und wie laut lachen darf. In deutschen Benimmbüchern aus den 1960er Jahren etwa schlug sich die Vorstellung nieder, dass lautes Lachen von Frauen als vulgär und sogar als als Zeichen sexueller Promiskuität aufzufassen sei, stellt die Linguistin Barbara Merziger in ihrer Dissertation fest. Solche Vorstellungen lassen sich nur schwer und langsam wieder entsozialisieren und verlernen. Lautes Lachen gilt in Deutschland als unseriös, noch dazu ist es Ausdruck starker Gefühle und starke Gefühle behält man lieber für sich. Hier schlagen eine gewisse Konsenssucht und Konfliktscheu durch, die hierzulande weit verbreitet scheinen. Irgendwann stellte sich beim Magazin Neon interessanterweise die gleiche Frage, mit der sich ein paar Jahre zuvor schon eine deutsche Partei konfrontiert gesehen hatte, Die Grünen: Ob man ein Ein-Generationen-Projekt war. Ob man also lediglich das Lebensgefühl einer bestimmten Alterskohorte zu einem bestimmten Zeitpunkt widergespiegelt und mitbestimmt habe. Oder ob es weitergehen würde, weil die Erzählung größer war und sich das Lebensgefühl weiterspinnen ließ; weil sich stetig neue Menschen finden würden, die man begeistern könnte, ohne dass man dabei zu viele andere verliert. Der demografische Wandel, weniger Junge, mehr Alte, schien für die Grünen nach dem Abschied ihrer Gründergeneration um Joschka Fischer ein echtes Problem darzustellen – und dass Ökologie als politisches Thema bei allen Parteien angekommen war. Die Grünen überlebten unter anderem, weil sie ihr Themenspektrum erweiterten und sich von ein paar Idealen verabschiedeten, ohne ihr Grundlebensgefühl aufzugeben. Die Grünen hörten auch irgendwann auf, ihren potenziellen Wählern vorweglaufen zu wollen. Sie spazierten fortan mit ihnen mit. Nein, der Vergleich ist nicht unpassend. Denn zumindest für den seit langem im Schwinden begriffenen Zeitschriftenmarkt war das Monatsmagazin Neon lange ein seinem Titel entsprechend leuchtendes Beispiel: Ein Generationenprojekt, aus dem eine Erfolgsgeschichte wider alle Wahrscheinlichkeit wurde, irgendwie auch wider besseren Wissens. Im Jahr 2003 erschien die erste Ausgabe, vor knapp sieben Jahren erreichte Neon seinen Auflagenzenit mit mehr als einer Viertelmillion Exemplaren, und nun wird der Titel als Printmagazin eingestellt, wie die aktuelle Chefredakteurin Ruth Fend heute früh in einem "Abschiedsbrief" mitteilte. Am 18. Juni kommt die letzte Ausgabe an den Kiosk, danach wird Neon nur noch an dem Nicht-Ort existieren, der dem Printmagazin nach konventioneller Lesart schleichend und nun endgültig die Existenz geraubt hat: in diesem Internet.Im Rückblick scheint es eher so, dass Neon – wie zuvor auch das jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung, aus dessen Ruinen gleichsam Neon beim Verlag Gruner + Jahr entstand – einmal ein geradezu visionäres Online-Projekt gewesen ist, und dass man die jeweiligen Printtitel unter anderem als so etwas wie die gedruckten Begleithefte dazu betrachten konnte. Schon die Redaktion des 1993 als wöchentliche Jugendbeilage der SZ gegründeten jetzt nämlich hatte im überhaupt erst entstehenden Netz eine Online-Community aufgebaut, die bereits alle Kennzeichen dessen besaß, was man später ein soziales Medium zu nennen begann. jetzt.de hätte das deutsche Facebook werden können, lange bevor es Facebook gab, Neon.de dann später wenigstens ein besseres StudiVZ. Doch es fehlte wie bei so vielen anderen Plattformen auch ein echtes Erlösmodell. Und womöglich der Wille oder nur die Durchgedrehtheit, in Social Media die Zukunft zumindest des Geldverdienens zu erkennen. Als die SZ im ersten richtigen Zeitungskrisenjahr 2002 das gedruckte jetzt-Magazin aus Kostengründen sterben ließ, stellten bald darauf zwei der drei letzten leitenden Redakteure des Wochenmagazins dem Verlag Gruner + Jahr die Idee zu einem Monatsmagazin vor, dass sich im Gegensatz zur Beilage jetzt am Kiosk würde behaupten müssen. Das Konzept von Neon, das Timm Klotzek und Michael Ebert dem Verlag verkauften, war einerseits eine behutsame Fortsetzung von jetzt, nur dass es sich statt an 15- eher an 25-jährige Leserinnen und Leser richtete, also gleichsam an die, die ungefähr 1980 geboren und dem jetzt-Magazin da schon entwachsen waren. Andererseits schufen sie einen Titel, der mehr noch als jetzt ein Wir-Gefühl propagierte (deren Macher waren auch ein bisschen zu alt, um zu 15-Jährigen noch "Wir" sagen zu können). Dieses "Wir" war glaubhaft, das belegt der rasante Erfolg im ersten Jahrzehnt des Bestehens von Neon. Fehlt da nicht was? Genau: das A. Und das hat, zum 200-jährigen Geburtstag des Übervaters der Linken, auch seine guten Gründe: "Weil es eine Lücke zu Marx als Autorität geben muss, einen Abstand, ein Missverständnis, eine Fehlerquelle", schreibt Luise Meier in ihrem so dichten wie unterhaltsamen Antimanifest MRX-Maschine. Abgehoben und verspielt zugleich beginnt es; nicht selten zwinkern Deleuze und Guattari durch die Zeilen: Mit "Prol-Mutation", "Daddy-fik(a)tion" und "Fuck-up-Force" kreiert die 1985 geborene "freie Autorin, Studienabbrecherin und Servicemitarbeiterin" (wie sie sich selbst auf ihrer Website bezeichnet) diverse flapsige Neologismen, die hohe Erwartungen wecken. Ein bedeutungsoffenes Sammelbecken ohne Identität oder Wesen soll die MRX-Maschine sein, wie es auch "queer" einmal war: "der Stuntman, das Double, Special Effect, Abwesenheitsnotiz". Im Herzstück des Buches, einer fundierten historischen Analyse, wird es dann zum Glück ziemlich handfest. "Die Abtrennbarkeit der Maschine vom System seines Gebrauchs, der Kapitalakkumulation, ist eine Illusion", postuliert Meier. Weshalb auch die klassisch marxistische Forderung, sich die Produktionsmittel anzueignen, keine grundlegende Änderung der Verhältnisse hervorbringen kann. Oder, auf die derzeit herrschende kybernetische Erscheinungsform des Kapitalismus bezogen: Die Tatsache, dass an der Spitze großer Tech-Firmen selbsternannte Altrevoluzzer sitzen, deren Slogans auch heute noch nach Freiheit, Teilhabe und Altruismus klingen, maskiert nur unzureichend, wie viel iPhone, Facebook und Fitbit tatsächlich mit der Funktion von Stechuhren und Lochkarten, Volkszählung und Einberufungsbefehl gemein haben. Dass die meisten Alltagstechnologien, mit denen wir uns heute per Doppelklick ein neues Outfit, glutenfreies Essen oder maßgeschneiderte Dates frei Haus bestellen können, im militärischen Kontext entwickelt wurden, dürfte vage bekannt sein – wie weit jedoch die Allianzen zwischen Militär, Unternehmen und Staatsmacht zurückreichen, nicht unbedingt. Es mag weit hergeholt klingen, die fragmentierte Arbeitsweise von Start-ups und Netzgiganten mit der Todesmaschinerie des Holocaust zu vergleichen. Besieht man sich jedoch "die Beschränkung des Denkens auf Funktionalität", die Hannah Arendt der Figur Adolf Eichmann attestierte, lassen sich durchaus Parallelen finden zur neoliberalen Zerlegung in separierte Arbeitsprozesse und deren scheuklappenartigen Fokus auf Effizienzsteigerung, die den Blick auf größere (Ausbeutungs-)Zusammenhänge verstellen. Ein ähnliches Prinzip erkennt Meier in den Nürnberger Gesetzen von 1935, die eine Ausdifferenzierung in "Juden", "jüdische Mischlinge", "Geltungsjuden" und so weiter vorsahen Die akribische Datenerhebung der Nazis zwang die betroffenen Individuen, "sich zu Experten ihrer eigenen Zerlegung zu machen", und verlieh ihnen zugleich die Illusion einer Restautonomie, sich selbst vor der Degradierung oder gar dem Tod zu bewahren. Ob man diese Perversion als eine frühe Form des Self-Tracking bezeichnen möchte, sei dahingestellt. Zumindest aber wirft ein solcher Blick in die Abgründe der Geschichte verstörende Fragen auf, die sich leicht auf das "quantifizierte Selbst" übertragen lassen: Welcher Experte hat eigentlich entschieden, wie viele Schritte am Tag ich machen soll? Was, wenn ich lieber Fahrrad fahre oder auf einem Pferd durch die Gegend reite? Oder 20 Stunden auf Koks in einem Club durchtanze, und dabei sicher eine Menge Kalorien verbrenne? Heute wie damals werden die von einer höheren Instanz gesetzten Ziele nicht infrage gestellt – vielmehr geht es einzig um die Erfüllung oder Abweichung von vermeintlich objektiv errechneten Kriterien. "Das Marschieren in der Masse ist nur aushaltbar, weil man um die höhere Ordnung weiß, sich mit ihr identifiziert", konstatiert Meier, in Bezug auf Max Webers Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und protestantischem Arbeitsethos. Diese Idee schlägt sich heute nicht zuletzt im omnipräsenten Ranking nieder: Jede Bewertung bei Amazon, eBay und Airbnb, jedes Like auf OkCupid und jeder Tinder-Wisch heben uns für einen Augenblick in den Status einer allwissenden, ja "göttlichen" Instanz. Ob wir uns als Arbeiterin mit dem Unternehmen und dessen Produkten identifizieren, oder als Bürger mit dem Nationalstaat, der seinen Kindern Sozialreformen als Belohnung für Gehorsam und Produktivität schenkt – stets geht es um die ideelle Teilhabe an einer "höheren Ordnung". "Daddyfik(a)tion" nennt Meier diese (illusorische) Machtteilhabe. Letztendlich, so ihre These, birgt auch der berufliche Aufstieg (beispielsweise von Frauen in Führungspositionen) ein falsches Emanzipationsversprechen. Denn der "Haussklave", um mit Malcolm X zu sprechen, unterscheidet sich vom "Feldsklaven" allein dadurch, dass er in der Ausbeutungshierarchie eine Stufe höher steht – und sich davor hüten wird, die bestehende Machtverteilung anzutasten. Nach der Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang ist ein weiteres Mitglied des Echo-Ethikbeirates aus dem Gremium ausgetreten. Der Präsident des Deutschen Musikrats, Martin Maria Krüger, kündigte seinen Rückzug an. Zuvor hatte schon der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, mitgeteilt, dass er das Gremium verlassen werde. Künstler wie Marius Müller-Westernhagen und der Musiker, Produzent und Grafiker Klaus Voormann kündigten die Rückgabe ihrer Echos an. Der Echo-Beirat hatte trotz der bereits im Vorfeld der Verleihung bekannt gewordenen Antisemitismusvorwürfe entschieden, die Nominierung die Rapper für den Musikpreis nicht zu untersagen. "Dies war ein Fehler, der mich dazu bewogen hat, meinen Austritt aus dem Echo-Beirat zu erklären", sagte Krüger. "Der Deutsche Musikrat steht zu kultureller Vielfalt im Zeichen von Toleranz und gegenseitigem Respekt." Er verurteile "aufs Schärfste jegliche Form von Antisemitismus, Gewaltverherrlichung und sexueller Herabwürdigung". Bei der Preisverleihung waren die Rapper Kollegah und Farid Bang für ihr Album Jung, brutal, gutaussehend 3 ausgezeichnet worden. Bereits zuvor waren die Rapper und ihre Musik als antisemitisch kritisiert worden. Der Vorgang hat auch auf Sponsoren-Seite Folgen. Der Safthersteller Voelkel kündigte an, den Echo künftig nicht mehr sponsern zu wollen. Der Sänger der Toten Hosen, Campino, hatte das bereits während der Preisverleihung kritisiert. Zu weiterer Kritik hatte geführt, dass die Preisverleihung an dem Tag stattfand, an dem vor allem in Israel an die sechs Millionen ermordeten Juden während des Holocausts gedacht wurde. Die Plattenfirma BMG, die das Album produzierte, unterstützt Kollegah und Farid Bang. "Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht", teilte das Tochterunternehmen von Bertelsmann mit. Ohne Zweifel hätten manche Zeilen des Rap-Albums viele Menschen tief verletzt. Auf der anderen Seite seien viele Menschen nicht so sehr verletzt worden, so dass das Album vergangenes Jahr eines der meistverkauften in Deutschland gewesen sei, hieß es weiter. Zudem hätten die Rapper ihr Bedauern über verletzte Gefühle ausgedrückt. gor Levit ist einer der bekanntesten Pianisten der Welt. Der 31-jährige wurde 2014 mit dem Klassik-Echo ausgezeichnet, aus Protest gab er den Preis nun zurück. Gerade bereitet er sich in Amsterdam auf ein Konzert mit dem Royal Concertgebouw Orchestra vor. Herr Levit, wie einige andere Musiker haben Sie Ihren Echo dem Bundesverband Musikindustrie zurückgegeben. In ihrer Begründung schreiben Sie, die Vergabe des Echos an Kollegah und Farid Bang sei ein "vollkommen verantwortlungsloser, unfassbarer Fehltritt der Echo-Jury und gleichzeitig auch Ausdruck für den derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft". Welchen Zustand haben Sie im Sinn? Ich meine die Konsensverschiebung, die seit einigen Jahren in der deutschen Gesellschaft stattfindet. Dinge, die gesellschaftlich völlig inakzeptabel waren und auch nicht unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit toleriert wurden, sind plötzlich wieder Konsens. Die Verschiebung findet laut und leise statt, in den Medien und in der Politik. Darin liegt das wirkliche Problem. Die Texte von Kollegah und Farid Bang enthalten geschmacklose Kommentare zu Auschwitz-Häftlingen und spielen mit antisemitischen Verschwörungstheorien. Würden Sie wirklich sagen, dass solche Inhalte inzwischen Konsens sind? Das hoffentlich nicht. Aber durch die Vergabe des Echo wurden sie auf unerträgliche Weise legitimiert. Natürlich muss man sich fragen, was in den Köpfen der Leute vorgeht, die Musik mit solchen Texten nicht nur kaufen, sondern diese glorifizieren und sich selbst damit identifizieren. Erschreckend ist aber zunächst, dass die Verantwortlichen des Echo offenbar nicht Willens waren, diese Preisvergabe zu verhindern. Schon die Nominierung von Kollegah und Farid Bang war heftig kritisiert worden. Die Organisatoren des Echo ließen sie daraufhin von einem Ethikbeirat prüfen. Geschäftsführerin Heinz sagte, die Sprache des Battle-Rap sei "hart und verbale Provokationen (…) ein typisches Stilmittel". Sie verwies auf die Kunstfreiheit und darauf, dass sich das Album Jung, brutal, gutaussehend 3 mehr als 200.000 Mal verkauft hat. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Für die Kunstfreiheit zu leben und zu kämpfen ist eine Sache. Freiheit von Zensur ist sehr wichtig. Aber es gibt auch eine Freiheit zu etwas. Jeder trägt Verantwortung. Worte sind Macht, Worte machen Klima. Wir müssen schon definieren: Was ist Kunstfreiheit, was ist Meinungsfreiheit und was ist gesellschaftliches Gift? Imaginäre Auschwitz-Insassen mit Füßen zu treten ist gesellschaftliches Gift! Von mir aus soll Kollegah seine Alben machen dürfen. Aber ich werde mit allem, was ich habe, dagegen kämpfen. Das heißt, Sie würden sagen, solch ein Album sollte zwar nicht verboten werden, hätte aber auf keinen Fall mit einem Preis gewürdigt werden sollen? Richtig. Ich bestimme nicht darüber, was auf den Index kommt. Aber wenn ich mit solchen Texten konfrontiert werde, dann muss der Mensch, der sie fabriziert hat, damit rechnen, dass er die volle Breitseite zurückbekommt. Wenn man den Hergang sieht, darf man sich fragen: Was macht der Ethikbeirat des Echo eigentlich beruflich? Als Heranwachsender suchte ich wie jeder andere Sicherheit und Orientierung, etwas, an dem man sich festhalten kann. Zumal diese Zeit meines Lebens gepflastert war mit Toten, fast wie bei Django: Der Bauer nördlich unseres Hauses erhängte sich, als ich sechs war. Der Sohn des Bauern westlich unseres Hauses erschoss sich wenig später. Die Mutter eines Freundes sprang in die Güllegrube und tauchte nicht mehr auf. Der Sohn eines Freundes meines Vaters, eines Gendarms, erschoss sich mit dessen Waffe. Es war ganz schön was los! Von den Großen kam dazu nicht viel als Antwort. Niemand aß glutenfrei damals, um besonders lange zu leben, das war einfach kein Ziel; auch war niemand durch das Betrachten von Kunst im Museum so verstört, dass er sich deswegen gleich umbringen musste. Von den Großen kam dazu also nur Schulterzucken und irgendetwas mit „der Herrgott“. Und dann: „Geht’s wieder spielen Sie rauchten dabei ihre Zigaretten, denn Zigaretten gaben Sicherheit, und die brauchten sie selbst. Die Zigaretten hießen Hobby, Smart oder Milde Sorte und kamen noch aus der staatseigenen Austria Tabak. Staatseigentum gab auch Sicherheit. Wir rauchten sie bald selbst und wollten dabei so cool aussehen wie die Erwachsenen. Dann kamen die ersten deutschen Gäste ins Tal und brachten Stuyvesant und Ernte 23 mit, den Duft der großen, weiten Welt! Hamburger Hafen und Osnabrück, das sollte man sich mal anschauen, später. Sie kamen in ihren Audis 100 C1 in schönem Rostbraun oder sattem, dunklem Grün, und setzten dem Trend zum Selbstmord für uns Heranwachsende etwas bis dahin Ungekanntes entgegen: Schönheit und Stil. Was für herrliche Autos die Deutschen damals bauten! Solche wollten wir irgendwann haben. Allerdings kamen viele dieser Audis und BMWs erst gar nicht bei uns an, das war ein kleiner Rückschlag für einen Pubertierenden. Sie landeten zerknüllt im Straßengraben oder wickelten sich um einen Brückenpfeiler. Die Deutschen näherten sich unserem engen Tal nämlich über die sogenannte Gastarbeiterroute, die an unserem Ort vorbeiführte, von Norden nach Süden und umgekehrt. Die Straßen waren damals ein Schlachtfeld, Todesursache: Rasen in Kombination mit Selbstüberschätzung. Airbag und Sicherheitsgurt gab es nicht, denn – siehe oben – ein übertrieben langes Leben war niemandem ein großes Anliegen. Es herrschten einfach andere Götter damals, wie der Philosoph Robert Pfaller nie vergisst zu erwähnen: kleine, feine Götter der Sorglosigkeit und des Übermutes, wie sie die Antike kannte; Götter, die auch mal besoffen waren oder zu schnell unterwegs, und die das Risiko nicht scheuten. In der Rockmusik, die damals auch in unser Leben schwappte, ging die dazu passende Zeile so: Born to be wild. Irgendeinen Sinn musste das Leben ja haben. Wir suchten weiter nach einem Sinn und wurden zwanzig Meter von dieser Gastarbeiterroute entfernt fündig, diesmal wirklich: In einer Art wildem Altpapierdepot, das dort in einem alten Schuppen untergebracht war. Kaputte Kühlschränke und Waschmaschinen verschwanden im Moor, aussortierte Printprodukte in diesem Schuppen. Dort fuhren wir nun immer mit dem Fahrrad hin, denn dort lag verdammt viel Content herum, wie man heute sagen würde. Und Content zieht Kinder an. Wir fanden dort, während wir rauchten, Schätze mit Namen Quick, Schlüsselloch, Wochenende, Praline oder – wenn wir ganz großes Glück hatten –: den Playboy mit Centerfold in der Mitte. Wir sahen Brüste! Angefeuchtete Lippen! Popos! Schenkel! Angehende Fetischisten sahen sogar Füße! Die Pubertät ist eine Naturgewalt. Sie trifft einen wie eine Keule mit unglaublicher Wucht, und das Hirn wird noch einmal völlig neu zusammengebaut, so heißt es. Was Sex und Frauen anging, hatten wir bis dahin ja nur die Pfarrer, die uns die Kräfte der Natur austreiben wollten, und zwar mit dem Rohrstab. Ewiges Höllenfeuer dem, der auch nur daran denkt, sich „zu berühren“ (wie sie sagten)! Und noch ein paar Jahre länger für alle, die es auch tun! Ich war 13, das weiß ich noch genau, und es muss ein Samstag gewesen sein, denn am Samstag wurde immer gebadet. Ich lag da also in der Wanne und hatte dieses Gottesgeschenk vor mir. (Jeder Mann denkt später, er hätte ein „Gottesgeschenk“ zwischen den Beinen. Aber hier meint Gottesgeschenk nur: Danke, lieber Gott, dass du es uns geschenkt hast, das Zumpferl!) Ich musste gar nicht viel tun, schon explodierte es. „Samenerguss“ sagten die Pfarrer dazu, aber das Wort beschrieb nur ungenügend, was passierte. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich sogar weinte: wegen der ewigen Hölle, die nun vor mir lag (oder weinte ich doch vor Glück?). Der österreichische Dramatiker Felix Mitterer hat gerade seine Autobiografie veröffentlicht, und eine der schönsten Szenen darin ist die, in der er von seiner ersten „Selbstberührung“ erzählt, in Tirol, wo sie so katholisch sind wie in Afghanistan muslimisch. Auch für ihn war es ein überwältigendes Erlebnis. Wir beide machten in der Folge einfach weiter, da es ja irgendwie auch schon egal war. Es gibt keine Steigerung von Hölle, das war uns bald klar. Die Autorin Katja Lewina hat im vergangenen Dezember für das Magazin jetzt.de versucht, es sich 496-mal zu „besorgen“. Ich darf sagen: Das schaffte ich in einer Woche. Ach was, am Tag! Masturbation war unsere Rettung, entschieden ein Grund, sich nicht umzubringen. Ich musste nur irgendwo am Bauch herumliegen: Den Teppich, das Bett, die Decke, den Polster, die Schultasche. Dazu brauchte ich nicht mal meine Hand! Ich brauchte nur nach der Schule das Kinoprogramm der Tageszeitung zu lesen. Sobald ich zu den damals noch existierenden Sexkinos kam und zu den Filmen, die sie zeigten, ging es wieder los. Was für ein erfülltes Sexleben ich damals hatte: Katja Bienert (!), Bo Derek (!!) Brooke Shields (!!!). Und ja, ich war gut. Sie waren alle sehr zufrieden mit mir (und ich mit ihnen). Gott weiß, wer das alles immer sauber machte (okay, ich weiß es auch: meine wunderbar verständnisvolle Mutter). Ich hätte damals neue Universen erschaffen können, Uranos war ein kleiner Schlaffi gegen mich. Erst recht, sobald das SW-Fernsehen mit der Formel 1 in unsere Wohnzimmer kam. Diese erlaubte uns eine grobe Einordnung der Dreifaltigkeit Zigaretten-Autos-Frauen. Bildungsfernsehen gewissermaßen. Denn wir sahen Außergewöhnliches: Sonnenbrillen, Koteletten, offene Hemden, Gold auf den Brusthaaren und ausgestellte Hosen bei den Männer. Und Frauen, wie wir sie bis dahin nur aus den Zeitschriften kannten. Es schien sie also wirklich zu geben! Man musste nur aussehen wie James Hunt, dann konnte man sie sogar „haben“. Eine Fluppe im Mund und ein schnelles Auto unter dem Arsch, mehr schien es nicht zu brauchen. Die Hippies lagen vielleicht nicht ganz falsch mit ihrer Idee, die Welt durch ständigen ungeschützten und unbedachten („Wer bist du noch mal?“) Geschlechtsverkehr zu retten. Aber ausgereift war das nicht. Begegnungen mit anderen Menschen führen schließlich immer irgendwann zu Konflikten. Wer hingegen masturbiert, der kann niemandem wehtun, der kann nichts anstellen, der muss keinen Atomknopf drücken (dass man den Größten hat, das kann man sich ja immer noch vorstellen). Masturbation gilt also zu Unrecht als nicht gesellschaftsfähig, jedenfalls in Kreisen, wo man gerne Jogginghose trägt: „Ey, du Wichser!“ kann man sich von solchen oft anhören. Die machen auf dicke Hose wie Trump, Putin, Erdoğan oder andere stets angespannte Prachtkerle dieser Güteklasse. Würden die sich öfter mal gemütlich um sich selbst kümmern und sich dabei entspannen, hätten wir ein paar Probleme weniger. Zwei Arten, sich die Zukunft auszumalen, gibt es im gegenwärtigen Denken. Die dystopische sieht überall den Untergang kommen. Bruno-Latour-Leser teilen Wasserstandsmeldungen sich erhitzender Ozeane. Leute, die sich auf Facebook politisiert haben, posten Texte, in denen an allem der Neoliberalismus schuld ist. Gegen diesen planetarischen Pessimismus stehen die technophilen Akzelerationisten. Vielleicht hat die Moderne wirklich mehr zerstört als geschaffen, sagen sie, aber große Probleme lassen sich nur technisch lösen: mit Sonnenplanen gegen den Klimawandel, mit Kryptowährungen gegen das Zentralbankregime! Auch Anna Lowenhaupt Tsings Essay Der Pilz am Ende der Welt nimmt das große Ganze in den Blick. Wie so viele Wissenschaftler in den letzten Jahren untersucht die Anthropologin von der kalifornischen Universität Santa Cruz die Prozesse, die das globale Ökosystem in den vergangenen 200 Jahren irreversibel verändert haben: kapitalistische Akkumulation, Globalisierung, die Störung biologischer und gesellschaftlicher Systeme durch Kolonisierung, Technisierung, erzwungene und freiwillige Migration. Das Besänftigende an Tsings Buch ist allerdings, dass es sich weder dem dystopischen noch dem utopischen Schema zuordnen lässt. Weder prophezeit es uns, dass wir von der Moderne und dem Kapitalismus erlöst werden können, noch sieht es den Planeten auf dem Weg in den definitiven Ruin. Tsings Prämisse ist einfacher, zeitloser: Wir leben längst in Ruinen. Es ist ein andauerndes Wunder, dass es überhaupt noch Leben gibt. Und erzählen lassen sich die Strategien dieses resilienten, improvisierten Lebens anhand eines Pilzes. Tsings konkreter Gegenstand ist der Matsutake, ein in Japan verehrter Speisepilz, für den angeblich schon Kilogrammpreise von bis zu 2000 Dollar gezahlt wurden. Seit Jahrhunderten werden der Geschmack und die Anmut des Matsutake in japanischer Lyrik und Malerei illustriert. Anders als die meisten Speisepilze wächst der Pilz nur in Symbiose mit bestimmten Bäumen, bevorzugt mit der Japanischen Rotkiefer. Am liebsten hat er karge, mineralische Böden, aus denen er Nährstoffe für seine Wirtspflanzen löst. Unter welchen Umständen genau er Fruchtkörper ausbildet, bleibt bis heute rätselhaft. Wenn das Milieu zu artenreich und lebensfreundlich ist, zeigt er sich nicht. Alle Versuche der Laborzüchtung schlugen fehl. Man kann nur das tun, was Menschen in Japan seit Jahrhunderten getan haben: das Gleichgewicht eines Waldes stören, indem man einen Teil abbrennt oder das Unterholz entfernt. Und dann einige Jahre warten, ob der Pilz gedeiht. Ein knappes Jahrzehnt hat Tsing damit verbracht, die Ökologien zu erforschen, die sich rund um die Matsutake-Vorkommen in Japan, Skandinavien und Nordamerika entwickelt haben. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war der Pilz aus Japan nahezu verschwunden, aber japanische Einwanderer entdeckten ihn in den Wäldern an der Westküste der USA. Im Bundesstaat Oregon hatte die industrielle Forstwirtschaft die angestammte Biosphäre zerstört. Die mächtigen, von den indigenen Völkern verehrten Ponderosa-Kiefern waren gerodet worden, und die Aufforstung mit dieser wertvollen Art misslang. Es wuchsen fast nur noch kleine, ökonomisch wertlose Drehkiefern. Aus Gründen, die niemand genau erklären kann, gefiel dem Matsutake dieses Umfeld. Tsing nimmt sich viel Zeit, um die Geschichten der verschiedenen Sammlergruppen zu erzählen, die sich seitdem provisorisch in den Wäldern Oregons angesiedelt haben. Fast immer sind es Geflüchtete oder Auswanderer aus asiatischen Ländern, aus Laos, Kambodscha oder Japan, die im Aufspüren der Pilze ihr saisonales Glück suchen. Manchmal genügt die Ausbeute eines Herbstes, um das ganze Jahr zu leben. Manchmal finden sie kaum etwas. Die Suche nach dem unberechenbaren Gewächs hat etwas Anarchisches, Spielerisches, und ist doch kapitalistisches Geschäft. Ein informelles Netz aus Aufkäufern, Zwischenhändlern und Exporteuren bringt den Pilz auf japanische Gourmetmärkte. Die Instabilität des Matsutake verhindert, dass dieser Wirtschaftskreislauf feste Strukturen ausbildet. Es klingt ein bisschen kitschig und nach allzu großer Übereinstimmung von Inhalt und Form, aber man kann sich in Tsings Essay tatsächlich wie bei einer Pilzsuche verlaufen, kann Kapitel überspringen, sich auf Abbildungen und Bildunterschriften konzentrieren oder in methodischen Exkursen darüber staunen, wie Biologen, Ökonomen und Ethnografen in der Matsutake-Forschung zusammenarbeiten. Autobiografische Anekdoten mischen sich mit Naturbeschreibungen, Theorien protokapitalistischer Vergesellschaftung mit Erzählungen postindustrieller, migrantischer Prekarität. Das ist nie langweilig oder pedantisch, sondern immer genau das, was die Autorin sich vorgenommen hat zu schreiben: ein Lesebuch für eine Welt, die ohne leitende Fortschrittserzählung auskommen muss. In den Siebzigern und Achtzigern schrien Rock und Punk, schrie Willy Brandt. In den Neunzigern schrien die Beastie Boys, Public Enemy und NWA wunderbar frisch und frei den Rap in die Welt, schrie Frank Castorf sein Personal an und sein Personal in die Welt. Herrlich! Und auch im Berufsleben war der Charismatische oft der Laute, schrie seine Firma oder seine Abteilung an – stolz, patriarchalisch und mit Power nach vorn. Aus Power wurde über die Jahre Ignoranz und Besitzstandswahrung. In der populären Musik inklusive Rap, Rock und Punk sind in den Nullerjahren die Formen erstarrt, es hat sich kaum Neues entwickelt. Das Theater blieb mit wenigen tollen Ausnahmen eine Repetition des Ewiggleichen – werkgetreue Langeweile, blutleere Abstraktion oder spuckendes Gebrüll, egal ob in Berlin oder irgendwo in der Provinz. Schröder und Fischer waren in den frühen Tagen noch Rock, aber nach ein paar Jahren hatten sie selbst und ihr Publikum keinen Bock mehr. Dafür keifen seit 2015 ein paar hundert Pegida- und AfD-Freunde ihre Unfähigkeit im Umgang mit dem immerwährenden Wandel von Stadt, Land und Gesellschaft schrill über Marktplätze. 87 Prozent der Bevölkerung wollen damit nichts zu tun haben. Zug, der: Schlafwaggons, die Liegen blau. Blaues Plastik, aus dem durch Risse und Löcher der Schaumstoff drängt. Ich habe noch nicht gelernt, mich zu ekeln, und später werde ich es auf eine pubertäre Weise tun: rebellisch und drastisch. Bei der Sauberkeit von Hotelbetten bin ich pingeliger als jeder, mit dem ich jemals verreiste. Das wird später sein, da werde ich zu lang unter blau-karierter Bettwäsche in einem Asylantenheim hinter Stacheldraht mich mehr durch Nächte geängstigt denn geschlafen haben, und auf karierte Bettwäsche wird der Hass ebenfalls ein pubertärer, beinahe ein faschistischer sein. Der Zug jedenfalls: Schlafwaggons, die Liegen blau. Wir haben, wahrscheinlich, Karten gespielt. Wir haben, mit Sicherheit, aus dem Fenster gesehen. Das Grau schien mit jedem Kilometer zu weichen, als hätte jemand langsam die Glasscheiben poliert. Klarheit wie Freiheit, so ein Gefühl. In Warschau war mir – der Eiserne Vorhang schien, wenn man in der Sowjetunion lebte, östlicher zu hängen –, als hätten wir den Westen betreten; ein buntes Schlaraffenland voller Menschen im Glück. Gegessen haben wir im Zug auch, und manchmal brachte der Schaffner einen Tee. Mein Vater hatte im Vorfeld die Taschen gepackt, die eigens für diese Auswanderung angefertigten, große, beigefarbene Taschen aus reißfestem Stoff, der Reißverschluss schwarz, ein verpacktes Leben oder eben, was nutzvoll erschien. Wertvoll wäre besser gewesen, aber das kann man erst im Nachhinein wissen, wenn man wo angekommen ist. Mein Vater faltete und legte zusammen und quetschte dazwischen: Bettwäsche, Geschirr, Bücher kaum, ich durfte zwei; ich nahm Astrid Lindgren mit und den Tolstoj drehten sie mir an, der Bildung wegen. Kleidung, nur wenige Fotos, ein Bügeleisen war auch dabei; Schulhefte, Seife, wir hatten gehört, dass die in Deutschland teuer sein sollte, sogar Küchenhandtücher, die meine Eltern bis heute benutzen; nützlich, ein bedeutendes Wort unter jenen, die um die Unsicherheiten des Lebens wissen. Meine Großmutter stöhnte und küsste die Dinge, die an Familie und Freunde verschenkt wurden, mein Vater dauergereizt, nein, das können wir nicht mitnehmen, nein, das auch nicht, ich sage das nicht noch einmal. Neun Gepäckstücke, die mein Vater dauernd durchzählte, eins, zwei, drei, vier, fünf, wie zwanghaft, neun Gepäckstücke und ein zweites Leben, wir stiegen in den Nachtzug ein, den nach Berlin. Draußen vor den Fenstern war es dunkel, als der Zug Sankt Petersburg verließ. Das Verstehen ließ sich Zeit, es kroch gemächlich in mich hinein; den Erwachsenen schaute ich beim Weinen zu. Berlin, der/die/das: Der Geruch von mit Käse überbackenem Laugengebäck und das wird für immer so bleiben. Wir stehen am Gleis. Mein Vater bewacht die Taschen. Diese andere Sprache, die ohne Sinn. Sauberkeit und ich weiß, ich darf nicht fragen, ob ich ein Stück von diesem Gebäck haben darf, dessen Namen ich noch nicht kenne und so riecht wie Berlin für mich immer riechen wird; das Geld ist ebenfalls ein anderes, und wir haben wenig davon. Mein Vater trägt einen Teil in einer Tasche an seinem Herzen, meine Mutter den anderen in ihrem BH und was nach einer Schmuggelgeschichte klingt, ist nur die blanke Angst: alles zu verlieren. Wir verbringen den ganzen Tag am Gleis, einer dieser wenigen Tage im Leben, die in Details in der Erinnerung kleben, und dieses eine Wort: bunt, aber wirklich alles. Familienlegenden werden an diesem Tag geboren, zum Beispiel die: Wie ein fremder, Russisch sprechender Mann meinen Vater fragte, ob wir aus Russland seien und ob wir wohl für immer nach Deutschland zögen, und ihm, nach Bejahung dieser offensichtlich zu bejahenden Frage, zwei Weisheiten mit auf den Weg gab: „Erstens hättet ihr das schon vor Jahren machen sollen, und zweitens nur den mitnehmen“, und er nickte in Richtung des kleinen, orangeledernen Aktenkoffers mit den zwei silbernen Schnallen, den mein Vater seit unserer Abfahrt an sich drückte wie einen neugeborenen Säugling, den man vor umherschwirrenden Viren bewahren will: Dort wurden alle Dokumente, Geburts- und Heiratsurkunden, Ausreisegenehmigungen, in der Sowjetunion hart erarbeitete und in Deutschland niemals anerkannte Diplome, gelagert. Stuttgart, ohne Artikel: Letztes Jahr in der Wohnung meiner Eltern, in der mein Vater immer noch die Synthetik-Jogginghose, die er damals in einer dieser Taschen mitbrachte, trägt, sie taugt immerhin noch etwas; an den Wänden hängen Fotografien von Petersburg zwischen afrikanischen Masken, die mein Vater auf Flohmärkten kauft. Es ist Morgen, und ich habe nicht gut geschlafen, ich habe mich gewälzt und ich habe unter der Teddybärenbettwäsche geschlafen, blaue Teddybären auf gelbem Grund, eine dieser gescheiterten Freuden, die meine Mutter mir zu machen versucht; sie wartet auf ein Lächeln. Eine Erinnerung an Kindheit, aber für Kindheit war ich zu groß, als ich diese Bettwäsche bekam, in der Pubertät, als meine Eltern endlich Arbeit fanden und jetzt befanden, dass da etwas Geld war, um mir die Sachen zu kaufen, auf die ich lange mit großen Augen gestarrt hatte; ich hatte schweigend gestarrt und vielleicht schon zu viel verstanden. Wir haben nie über das eine Stückchen Kindheit gesprochen, das fehlt. Das ist verloren gegangen und als es zu spät war, zu spät für die Teddybärenbettwäsche, suchte ich unruhig danach. Ich habe nicht gut geschlafen und der Kaffee bei meinen Eltern schmeckt nach Wasser, und ich traue mich endlich zu fragen, was ich seit Jahren schon fragen will: Ob ich den orangeledernen Aktenkoffer wohl haben darf. Vorab erben, sozusagen. Warum denn das?, fragt mein Vater und schaut überrascht von seinem morgendlichen Käsebrot auf. Wir sprechen nicht. Kindheit, verlorene, die; unwichtig: Einmal saßen mein Vater und ich im Bus und der Bus fuhr an einem Eiskiosk vorbei, und wir dachten wohl beide dasselbe, wir dachten beide daran, wie wir ganz frisch in Deutschland waren, ein paar Wochen vielleicht, ich, ein elfjähriges Mädchen mit kurzen Haaren, und er, mein Vater, ich glaube, er war schon immer alt. Wir waren ganz frisch in Deutschland, alles schien oder war bunt, und meine Augen hüpften hin und her und wussten nicht, wohin, und mein Vater hatte Angst, wahrscheinlich, ich habe ihn nie gefragt; so eine Angst vor dem Leben. Das Eis war ebenfalls bunt, die vielen Sorten, 60 Pfennig die Kugel, das dachte ich und dass die Preise ja seitdem gestiegen sind, so etwas dachte ich, unwichtige Dinge, über die Inflation dachte ich nach, über den Wechsel von D-Mark zu Euro, da sagte mein Vater, dass er den Anblick dieses Kiosks hasst. Warum, fragte ich und schaute auf, das erste Mal seit Langem tatsächlich interessiert. Ich hätte dir hier viel öfter ein Eis kaufen sollen, sagte mein Vater. Du hast immer mit diesen wollenden Augen hingeguckt, aber nie darum gebeten, und mir kamen die 60 Pfennig so viel vor und ich hatte Angst, dass wir das Geld brauchen könnten, aber es waren ja nur 60 Pfennig, was ist das schon, du warst doch ein Kind. Ein Kind, sagt er, und blickt zum Fenster hinaus. Jedes Mal, wenn ich hier vorbeifahre, ärgere ich mich, warum habe ich dir nicht öfter ein Eis gekauft, du wolltest so gerne eins, sagt mein Vater. Alles war neu, ich wusste nichts, und dann sagt mein Vater: Aber das soll keine Entschuldigung sein. Wir saßen im Bus, mein Vater und ich, als er mir von seinem Schmerz erzählte, und ich wusste nicht, was ich sagen könnte, ich traute mich nicht, seine Hand zu nehmen. Zuhause, das: Hinter Stacheldraht, was man damals Asylantenheim nannte; zu dem man heute Flüchtlingsunterkunft sagt. Ich weiß nicht, als würden Worte Orte zu etwas Besserem machen, als nähmen Worte Orten die Scham. Sie steckten uns hier hinein, das Hier mit Stacheldraht umzäunt, und hier blieben wir, zu fünft in ein Zimmer gedrängt, zwei Stockbetten aus braunem Metall, ein Tisch dazwischen, ein orangefarbener Schrank. Eine Matratze für meinen Bruder, die mein Vater jeden Morgen hinter den Schrank presste, und als mein Bruder später zum Studieren wegzog, das Gefühl von Freiheit: Das zwölf Quadratmeter große Zimmer schien mit einem Mal groß. Vom Sperrmüll schleppte ich eines Tages stolz einen grünen Sessel an, und mein Vater schickte mich wieder zurück, wohin damit, aber die rote Stoffmaus, die ich am selben Tag fand, die durfte ich behalten. Kein Heim – kein Heimweh, paradox eigentlich, weil wir das, was wir nicht Zuhause zu nennen wagten, Heim nannten; es war einfacher auszusprechen und vielleicht einfacher zu beleben, als das andere, das Asylantenwohnheim. Nachts weinte ich unter blau-weiß-karierter Bettwäsche, die von der Heimverwaltung ausgeteilt wurde, den Stacheldraht weg, diese stinkende, stets fettfilmüberzogene Küche, die die sechzig, die sie teilten, nicht sauber kriegten, die dünnen Holzbrettwände zwischen den einzelnen Zimmern, Holz, ein Hauch, die Angst, die nachts größer wurde, und die Scham, die nicht wich. Ich weinte, obwohl sich nichts änderte, und wenn sie mich fragten, nach dem Warum, und meistens fragten sie nicht, so erwiderte ich, ich weine nach dem Hund, den wir bei Verwandten zurücklassen hatten müssen. Wir gaben uns Mühe, ein Leben zwischen den mitgebrachten Sachen, den zwei braunen Stahlhochbetten, dem Tisch und dem wutgetränkten Schweigen auf zwölf Quadratmetern einzurichten, über uns wachte die Angst, sie klebte sozusagen an der grauen Decke. Erinnerungen, die: Unsere Erinnerungen legen wir uns zurecht in erzählbare Geschichten. Ich hatte mir auch eine zurechtgelegt und ich achtete darauf, sie so zu erzählen, dass man lachen durfte über mein Unglück: Wenn ich gefragt wurde, wie es war, neu in einem Land zu sein und die Sprache nicht zu verstehen, so erzählte ich, anfangs habe ich die Schulfächer, aufgrund nicht vorhandener Sprachkenntnisse, anhand der verschiedenfarbigen Heftumschläge unterschieden: Montags hatte ich gelb, blau, zwei Mal rot und dann grün, dienstags blau, gelb, orange, braun, grün. Ich erzählte, wie ich die Sprache aufsog, wie ein hungriges Tier schnappte ich nach Worten, hielt sie mit aller Kraft fest, ließ sie auf der Zunge zergehen: Monatelang antwortete ich mit „meinetwegen“ auf jede mir gestellte Frage. Ich wusste nicht, ob das Wort „ja“ oder „nein“ bedeutete, aber ich mochte den Klang. Als ich genug Worte gesammelt hatte, da schrieb ich ein Buch, in dem auch das Flüchtlingswohnheim eine Rolle spielte, und über das Wohnheim schrieb ich: Ein Zuhause, für das ich mich bis auf die Knochen schämte, und ich freute mich an der Sprache, die die meine geworden war. Meine Geschichte hatte ich mir zurechtgelegt und gefaltet, dass ich sie vorzeigen konnte. Nichts davon war gelogen und nichts war erzählt. Ich habe versucht, aber nie gelernt, wie man das aufschreiben kann: Wie es ist, wenn man das verlässt, was so großspurig und assoziationengetränkt Heimat genannt wird, was sowohl Liebe ist als auch Hass, und wie es ist, ein neuer Mensch werden zu müssen oder vielleicht überhaupt wieder ein Mensch. Wie das langsam geschieht, in kleinen Erfolgen und großen Ängsten, über diese eine Freude, wenn man nach dem passenden Artikel zum Wort nicht suchen muss. Der Baum und das Gebüsch, der Teebeutel, das ist das Ding mit dem Faden dran, das man in die Teetasse hängt, ein westliches Wunder. Kleine Erfolge: Wenn die Dinge keine Wunder mehr sind, sondern Alltag und der Teebeutel ein Teebeutel sein darf. Große Ängste: Dass man mir ansieht, anhört, anriecht, dass ich jemand anderes bin. Erst Jahre später die Erkenntnis, sich an falscher Stelle geschämt zu haben und die zweite Scham: Die, sich geschämt zu haben. (Und die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Konjunktiv II oder was für eine Zeitform das sein soll, gebildet wird; dieser nicht mehr notwendige Stolz). Die Klassiker im Versuch, aus der Minderheit in die Mehrheit aufzusteigen: Sich für die Eltern schämen, die zu Russisch scheinen und deshalb nicht zu Schulaufführungen kommen dürfen oder zum Abholen vom Schullandheim. Bücher mit kyrillischer Schrift werden zu Hause gelesen, und über Dinge, die in meiner Erinnerung fehlen, schweige ich mit einem Nicken hinweg, als wüsste ich genau, worum es geht: Was eine Schultüte und wer Wickie ist, wonach Weihnachten riecht und wie Stollen schmeckt (bis man allein verstanden hat: Es ist etwas zu essen!). Im Soziologiestudium lerne ich später, was ich da tat: Sich selbst verschweigen, um mich in einer neuen Welt hörbar zu machen. Der größte kleine Erfolg: Die Angst verwandelt sich in eine vor mir selbst. Nicht, was die anderen von mir denken, sondern was ich bin oder nicht mehr bin, weil ich nicht mehr zu sein wagte. Wie aus einer Bewegungslosigkeit aufzuwachen: Er kann das, der Hals, den Kopf erheben. Geschriebene Worte, ich. Ich bin es, die der Sprache befiehlt. Ich bin mir nicht sicher, was ich mit dem Aktenkoffer, in dem mein Vater all die Dokumente mitbrachte, die auswiesen, wer wir in diesem anderen Leben gewesen waren, machen soll; er darf nicht in den feuchten Keller, und auch sonst habe ich keinen Platz für ihn. Also steht er vorübergehend – und das Vorübergehend ist zum Alltag geworden – hinter dem Kachelofen herum. Einfach so. Das Musikunternehmen Bertelsmann Music Group (BMG) will vorerst nicht mehr mit den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang zusammenarbeiten. Nach Angaben eines Sprechers des Mutterkonzerns Bertelsmann soll die Zusammenarbeit mit den Musikern Farid Bang und Kollegah auf Eis gelegt werden. Vorstandschef Hartwig Masuch sagte der Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen". Zudem entschuldigte sich Masuch bei den Menschen, die sich durch die Musik der Rapper verletzt gefühlt hätten. Er nahm die beiden Rapper aber auch in Schutz – sie seien keine Antisemiten. "Meine Mitarbeiter und ich stehen mit den Künstlern in Kontakt, und die distanzieren sich klar von jeder Form von Antisemitismus. Das tun wir auch", sagte Masuch. BMG hatte in Kooperation mit den Musiklabels der Rapper Farid Bang und Kollegah, Banger Musik und Alpha Music Empire, das umstrittene Album Jung, Brutal, Gutaussehend 3 (JBG3) veröffentlicht. Die Musiker waren in der vergangenen Woche für das Werk mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet worden. Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal nen Holocaust, komm an mit dem Molotow" hatten heftige Kritik und eine Debatte um Antisemitismus ausgelöst. Zuvor hatte die Plattenfirma eine Kampagne gegen Antisemitismus angekündigt. Die Musikrechte-Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann werde das Projekt mit 100.000 Euro unterstützen, wie BMG mitteilte. "Gemeinsam mit sachverständigen Organisationen sollen Projekte zur Bekämpfung der besorgniserregenden Entwicklung an Schulen ausgesucht werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Der Schwerpunkt dabei soll in Berlin liegen. Tags zuvor hatte das Unternehmen sich noch hinter die beiden Rapper gestellt. "Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht", teilte BMG am Mittwoch auf Anfrage mit. "Zweifellos haben einige Songtexte auf JBG3 viele Menschen zutiefst verletzt. Andererseits waren viele Menschen ganz klar nicht so sehr verletzt, insofern, dass es zu einem der meistverkauften Alben des vergangenen Jahres in Deutschland wurde." So sieht moderner Ablasshandel aus: Die Bertelsmann Music Group spendet 100.000 Euro für ein Programm gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Das sagte der Geschäftsführer des Musikkonzerns, Hartwig Masuch, am Donnerstag in Berlin: Man wolle gemeinsam mit Expertengruppen eine Aufklärungskampagne entwickeln, die antisemitische Einstellungen an Schulen insbesondere in der deutschen Hauptstadt bekämpft. Auf diese Weise möchte die Bertelsmann Music Group – eine hundertprozentige Tochter des in Gütersloh ansässigen Bertelsmann Konzerns – Buße tun für die Geschäfte, die sie in den vergangenen Jahren mit den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang getätigt hat. Diese stehen seit Kurzem im Schlaglicht der Öffentlichkeit wegen einer antisemitischen Textzeile. Auf ihrem aktuellen Album "Jung, brutal und gutaussehend 3" rappt Farid Bang unter anderem: "Deutschen Rap höre ich zum Einschlafen/ Denn er hat mehr Windowshopper als ein Eiswagen, ah/ Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet/ Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen". Nachdem Kollegah und Farid Bang für dieses Werk am Donnerstag vergangener Woche den Echo Musikpreis in der Kategorie "Hip-Hop Urban/National" erhalten hatten, kam es zunächst zu vereinzelten Protesten gegen die Auszeichnung von Künstlern, deren Texte derartige Auschwitz-Witze und andere antisemitische Zeilen enthalten: Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden kritisierte die Entscheidung ebenso wie Außenminister Heiko Maas. Am Dienstag verdichteten sich diese Proteste zu einem – wie es die Kollegen vom Perlentaucher formulierten – wahren "Zivilcourage-Tsunami". Zahlreiche Echo-Preisträger gaben ihre Auszeichnungen zurück, zum Beispiel Klaus Voormann, der in diesem Jahr mit dem Lebenswerk-Echo geehrt worden war, oder der Pianist Igor Levit; übertrumpft wurden sie von Marius Müller-Westernhagen, der gleich sieben Echos zurückgeben konnte. Zwei Mitglieder des Echo-Beirats legten ihren Posten nieder; Kulturstaatsministerin Monika Grütters übte Kritik; am Mittwoch zog sich der erste Sponsor, ein Safthersteller, von der Veranstaltung zurück. Auch Peter Maffay protestierte. Zwar möchte er seine eigenen Echos offenbar behalten, forderte aber in einem Facebook-Kommentar den Rücktritt aller Echo-Verantwortlichen und meinte damit insbesondere den Vorsitzenden des Bundesverbands der Musikindustrie, Florian Drücke. Was Maffay in diesem Zusammenhang allerdings unerwähnt ließ, ist der Umstand, dass er beim gleichen Musikkonzern unter Vertrag steht wie Kollegah und Farid Bang, nämlich Bertelsmann. Den Rücktritt der verantwortlichen Bertelsmann-Manager hat er bislang aber nicht gefordert. Auch von einer Auflösung seines Vertrags mit dem Konzern aus ethischen Gründen wurde nichts bekannt. Tatsächlich war es Bertelsmann bislang gut gelungen, sich unter der Kritik wegzuducken. In den Echo-Veranstaltern hatte die Öffentlichkeit einen Sündenbock gefunden, auf den man leicht einprügeln konnte. Erst Sven Regener erinnerte im Interview mit der ZEIT daran, dass man auch einmal über die Leute reden könnte, die von dieser Musik profitieren: "Zum Beispiel die Bertelsmann Music Group, die im Dezember, als das Album veröffentlicht wurde, eine stolze Pressemitteilung herausgab: Mit Kollegah und Farid Bang sind wir jetzt die Nummer eins in Deutschland." Tatsächlich konnte sich die Deutschlandchefin der Bertelsmann Music Group, Dominique Kulling, damals gar nicht einkriegen vor Freude über ihren gelungenen Coup. "Das ist eine exzeptionelle Platte", sagte sie in einer Pressemitteilung, "und sie zeigt, wie wichtig es ist, wenn man als Label an seine Künstler und ihre Visionen glaubt." Dank der hervorragenden Verkaufszahlen sei die Bertelsmann Music Group in der Veröffentlichungswoche zum umsatzstärksten Musikunternehmen in Deutschland aufgestiegen; allein mit den 50 Euro teuren Box-Sets habe man in den ersten sieben Tagen 3,5 Millionen Euro umgesetzt. (Zur Erinnerung: Für das neue Bertelsmann-Programm gegen Antisemitismus sind bisher 100.000 Euro geplant, nicht pro Woche, sondern insgesamt). Wer so vollmundig wie Dominique Kulling von den "Künstlern und ihren Visionen" schwärmt, sollte allerdings auch wissen, welche Visionen sich auf der gelobten Platte so finden. Da gibt es ja nicht nur die vielfach inkriminierte Zeile mit den "Auschwitz-Insassen". In anderen Songs schwelgen Kollegah und Farid Bang in heiteren Gewaltfantasien, sie wollen Menschen, die ihnen nicht passen, mit einem "Sprengstoffgürtel" massakrieren oder mit einem Lkw, "als wärst Du auf dem Weihnachtsmarkt", oder mit einem Attentat "wie bei Charlie Hebdo". Anders gesagt: Sie finden Gewalttaten toll. Zudem ist das Ganze von einem zutiefst deprimierenden und trostlosen Sexismus durchwirkt. In dem Song Ave Maria rappt Kollegah zum Beispiel: "Dein Chick ist ne Broke-Ass-Bitch, denn ich fick sie, bis ihr Steißbein bricht. So sieht moderner Ablasshandel aus: Die Bertelsmann Music Group spendet 100.000 Euro für ein Programm gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Das sagte der Geschäftsführer des Musikkonzerns, Hartwig Masuch, am Donnerstag in Berlin: Man wolle gemeinsam mit Expertengruppen eine Aufklärungskampagne entwickeln, die antisemitische Einstellungen an Schulen insbesondere in der deutschen Hauptstadt bekämpft. Auf diese Weise möchte die Bertelsmann Music Group – eine hundertprozentige Tochter des in Gütersloh ansässigen Bertelsmann Konzerns – Buße tun für die Geschäfte, die sie in den vergangenen Jahren mit den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang getätigt hat. Diese stehen seit Kurzem im Schlaglicht der Öffentlichkeit wegen einer antisemitischen Textzeile. Auf ihrem aktuellen Album "Jung, brutal und gutaussehend 3" rappt Farid Bang unter anderem: "Deutschen Rap höre ich zum Einschlafen/ Denn er hat mehr Windowshopper als ein Eiswagen, ah/ Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet/ Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen". Nachdem Kollegah und Farid Bang für dieses Werk am Donnerstag vergangener Woche den Echo Musikpreis in der Kategorie "Hip-Hop Urban/National" erhalten hatten, kam es zunächst zu vereinzelten Protesten gegen die Auszeichnung von Künstlern, deren Texte derartige Auschwitz-Witze und andere antisemitische Zeilen enthalten: Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden kritisierte die Entscheidung ebenso wie Außenminister Heiko Maas. Am Dienstag verdichteten sich diese Proteste zu einem – wie es die Kollegen vom Perlentaucher formulierten – wahren "Zivilcourage-Tsunami". Zahlreiche Echo-Preisträger gaben ihre Auszeichnungen zurück, zum Beispiel Klaus Voormann, der in diesem Jahr mit dem Lebenswerk-Echo geehrt worden war, oder der Pianist Igor Levit; übertrumpft wurden sie von Marius Müller-Westernhagen, der gleich sieben Echos zurückgeben konnte. Zwei Mitglieder des Echo-Beirats legten ihren Posten nieder; Kulturstaatsministerin Monika Grütters übte Kritik; am Mittwoch zog sich der erste Sponsor, ein Safthersteller, von der Veranstaltung zurück. Auch Peter Maffay protestierte. Zwar möchte er seine eigenen Echos offenbar behalten, forderte aber in einem Facebook-Kommentar den Rücktritt aller Echo-Verantwortlichen und meinte damit insbesondere den Vorsitzenden des Bundesverbands der Musikindustrie, Florian Drücke. Was Maffay in diesem Zusammenhang allerdings unerwähnt ließ, ist der Umstand, dass er beim gleichen Musikkonzern unter Vertrag steht wie Kollegah und Farid Bang, nämlich Bertelsmann. Den Rücktritt der verantwortlichen Bertelsmann-Manager hat er bislang aber nicht gefordert. Auch von einer Auflösung seines Vertrags mit dem Konzern aus ethischen Gründen wurde nichts bekannt. Tatsächlich war es Bertelsmann bislang gut gelungen, sich unter der Kritik wegzuducken. In den Echo-Veranstaltern hatte die Öffentlichkeit einen Sündenbock gefunden, auf den man leicht einprügeln konnte. Erst Sven Regener erinnerte im Interview mit der ZEIT daran, dass man auch einmal über die Leute reden könnte, die von dieser Musik profitieren: "Zum Beispiel die Bertelsmann Music Group, die im Dezember, als das Album veröffentlicht wurde, eine stolze Pressemitteilung herausgab: Mit Kollegah und Farid Bang sind wir jetzt die Nummer eins in Deutschland. Tatsächlich konnte sich die Deutschlandchefin der Bertelsmann Music Group, Dominique Kulling, damals gar nicht einkriegen vor Freude über ihren gelungenen Coup. "Das ist eine exzeptionelle Platte", sagte sie in einer Pressemitteilung, "und sie zeigt, wie wichtig es ist, wenn man als Label an seine Künstler und ihre Visionen glaubt." Dank der hervorragenden Verkaufszahlen sei die Bertelsmann Music Group in der Veröffentlichungswoche zum umsatzstärksten Musikunternehmen in Deutschland aufgestiegen; allein mit den 50 Euro teuren Box-Sets habe man in den ersten sieben Tagen 3,5 Millionen Euro umgesetzt. (Zur Erinnerung: Für das neue Bertelsmann-Programm gegen Antisemitismus sind bisher 100.000 Euro geplant, nicht pro Woche, sondern insgesamt). " '
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#50 German articles, topic: politics
nachrichten3 = 'Kurdische Kämpfer haben nach eigenen Angaben den deutschen Dschihadisten Mohammed Haydar Zammar im Norden Syriens festgesetzt. Dieser soll der Hamburger Al-Kaida-Zelle um Mohammed Atta eng verbunden gewesen sein. Die Zelle hatte die Anschläge vom 11. September 2001 verübt. Zammar werde von Kurden in deren Hauptquartier in Rakka verhört, sagte ein Militärsprecher. Ein hochrangiger Vertreter der Miliz YPG sagte, Zammar sei vor einigen Tagen nach längerer Observation im Norden Syriens festgenommen worden. Ob er aktiv als Mitglied einer extremistischen Gruppe in Syrien gekämpft hat, ist nicht bekannt. Die kurdischen Sprecher wollten dazu nichts sagen. Zammar stammt aus Syrien, als Kind war er nach Hamburg gekommen. Vor Jahrzehnten bekam er einen deutschen Pass. Seit 2002 verdächtigen ihn Fahnder, dass er Attas Terrorzelle unterstützt habe. Er soll für das Al Kaida rekrutiert haben. Die Bundesanwaltschaft leitete ein Verfahren gegen Zammar wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ein Kurz nach den Anschlägen vom 11. September setzte er sich nach Marokko ab. Dort soll ihn der US-Geheimdienst 2002 entführt und nach Syrien verschleppt haben. Er saß in einer als Foltergefängnis geltenden Haftanstalt ein. Auch deutsche Sicherheitsbehörden sollen ihn verhört haben. Zammars Gefangennahme war auch Thema des BND-Untersuchungsausschusses des Bundestags. Die Abgeordneten prüften den Verdacht, dass die deutschen Behörden zu wenig taten, um einen Staatsbürger vor Willkür und Folter zu schützen. Der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte 2008 vor dem Ausschuss vehement den Verdacht zurückgewiesen, die Bundesregierung habe die Verschleppung Zammars durch den US-Geheimdienst CIA in Kauf genommen. Im syrischen Bürgerkrieg betrieb Al Kaida den Ableger Al-Nusra-Front, die sich später von dem Netzwerk lossagte. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) breitete sich im Norden und Osten Syriens aus, sie bekämpfte zweitweilig auch Al Nusra. Der IS wurde inzwischen von einer US-geführten Koalition weitgehend vertrieben. Die aus arabischen und kurdischen Kämpfern bestehenden Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) nahmen zuletzt mehrere ausländische IS-Kämpfer in Syrien gefangen. Am heutigen Donnerstag kommt Emmanuel Macron nach Berlin – um dort abgewatscht zu werden. Natürlich wird das in aller gebotenen Höflichkeit passieren, dennoch wird es passieren. Der französische Präsident möchte seit Monaten die EU reformieren und hat dafür viele Vorschläge gemacht. Nur: Alleine kann er sie nicht umsetzen, er braucht die deutsche Bundesregierung. Die will aber nicht, auch das schon seit Monaten. Erst, weil es sie nicht gab, jedenfalls nicht in handlungsfähiger Form. Dann, weil sie nicht wusste, was sie überhaupt noch an der EU mag, was sie nicht mag und auf welches gemeinsame Urteil sie sich noch einigen kann. Nun scheinen sich Kanzlerin Angela Merkel und ihr neuer Finanzminister Olaf Scholz darauf geeinigt zu haben, erst mal nicht viel verändern zu wollen und Europa auf eine Weise abzuhandeln, dass man schon beim Zuhören die Lust verliert. Der Grund ist so einfach wie fatal: Das ganze Denken der neuen Bundesregierung kreist, wenn von der EU die Rede ist, offensichtlich um nichts anderes als ums Geld. Ums deutsche Geld natürlich, auch wenn das inzwischen Euro heißt. Nun ist es natürlich wichtig, wie in der EU Geld ausgegeben wird, für wen, wie viel und wer darüber entscheidet. Man muss profund darüber streiten, wie viel die EU-Kommission dabei zu sagen haben soll und wie viel das Parlament; ob es einen europäischen Finanzminister und eine europäische Steuer gegeben soll, oder ob die Hoheit über die Finanzen besser auch in Zukunft weitgehend bei den Regierungen bleiben soll, so wie es Merkel gerne hätte. Ebenfalls wichtig sind die Fragen, welche Lehren Europa aus der Finanzkrise noch ziehen muss, wie sich die Union am besten für die nächste Krise rüstet und wie sie wettbewerbsfähig und ihre Wirtschaft stark bleiben soll. Doch die Bundesregierung und vor allem konservative und liberale Abgeordnete verkürzen das Nachdenken über Europa auf ein Schwarz-Weiß-Szenario: Für sie stehen auf der falschen Seite die Franzosen, die angeblich wie alle Südländer vor allem unser Geld ausgeben wollen und nur deswegen Reformen und mehr Macht für die EU fordern. Und auf der anderen Seite stehen wir, die sparsamen Deutschen, unterstützt von ein paar noch sparsameren Nordländern. Deswegen steht jede Veränderung, jedes Mehr an Europa oder auch nur jede andere EU unter dem Generalverdacht des Prassens. Die SPD-Führung scheint sich dieser Erzählung angeschlossen zu haben. Finanzminister Scholz wird gar nicht erst zum Treffen mit Macron erscheinen, er reist nach Washington. Die neue Bundesregierung will zwar offiziell die Reform der EU, aber de facto keine Macht dafür abgeben. Sie propagiert offiziell ein starkes Europa, verwendet aber wenig Energie auf die Suche nach einem guten Weg. Schlimmer noch: Sie hat keine Ideen mehr und will auch keine mehr haben, jedenfalls keine beflügelnden. Die EU, das ist deutlich zu spüren, ist ihr eine Last: kompliziert, schwer, teuer, ermüdend. Definitiv nichts, das zum Träumen anregt. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Nolte beschäftigt einen Mitarbeiter, der im Verdacht steht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Er versuchte auch, den Mann in seinem Bundestagsbüro unterzubringen. Nolte ist in der AfD-Fraktion für Verteidigungspolitik zuständig. Bei dem Mitarbeiter handelt es sich um einen Offizier der Bundeswehr. Das ist zunächst nicht ungewöhnlich. Allerdings soll Oberleutnant Maximilian T. in Aktivitäten verwickelt gewesen sein, die eine Beschäftigung bei einem Bundestagsabgeordneten fragwürdig erscheinen lassen. Denn gegen T. ermittelt die Bundesanwaltschaft. Er wird verdächtigt, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Unter dieser Formulierung verfolgt die Bundesanwaltschaft Fälle, in denen es mutmaßlich um Terrorismus geht. Maximilian T. gilt den Ermittlern als Komplize von Franco A., jenem Bundeswehroffizier, der sich als syrischer Flüchtling ausgab und unter dieser Tarnung möglicherweise Anschläge verüben wollte. Trotz dieser Ermittlungen arbeitet T. als persönlicher Referent für Nolte. Das belegt eine E-Mail, die ZEIT ONLINE vorliegt. Die Mail verschickte T. im Februar 2018, abgesendet wurde sie von einem der Bundestagsaccounts des Abgeordneten. Unterschrieben ist sie mit "kameradschaftlichen Grüßen" und dem Zusatz: "i.A. Maximilian T., Persönlicher Referent, Jan Nolte, MdB". Nolte bestätigt, dass T. für ihn arbeitet, er beschäftige ihn sieben Stunden pro Woche. Nolte schreibt, T. habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er kenne ihn als "differenzierten und besonnenen jungen Menschen". "Ich bin überzeugt davon, dass er unschuldig ist." Darüber hinaus habe er von Anfang klargestellt, dass das Arbeitsverhältnis sofort beendet wäre, sollte sich einer der Vorwürfe als wahr erweisen. Die Bundestagsverwaltung geht mit der Unschuldsvermutung nicht ganz so weit. Nach Informationen von ZEIT ONLINE hatte Nolte für T. einen Hausausweis beantragt, damit dieser den Deutschen Bundestag betreten kann. Diesen Ausweis verweigerte ihm die Bundestagspolizei. Jeder Mitarbeiter, der in einem Bundestagsbüro angestellt wird, muss sich einer sogenannten Zuverlässigkeitsüberprüfung unterziehen. Dabei fragt die Bundestagspolizei in verschiedenen Datenbanken, wie dem Informationssystem der Polizei (Inpol), ab, ob es Hinweise darauf gibt, dass die Überprüften sicherheitsrelevante Straftaten begangen haben oder in Zukunft möglicherweise begehen werden. Als die Beamten der Bundestagspolizei im November 2017 T.s Namen recherchierten, stießen sie auf eine Warnung: Es gebe Erkenntnisse über T. Die Bundestagspolizisten fragten bei den zuständigen Behörden nach und erfuhren, dass gegen T. ermittelt werde. T. war im Frühsommer verhaftet worden, kurz nach Franco A. Er soll in Wien dabei gewesen sein, als A. dort eine Pistole auf dem Flughafen versteckte. Außerdem soll er A. gedeckt und gegenüber Vorgesetzten entschuldigt haben, wenn A. nicht bei seiner Einheit erschien, weil er sich bei anderen Behörden als Flüchtling ausgab. Und T. soll eine Liste geschrieben haben. "Politik und Medien" ist sie überschrieben, verzeichnet sind darauf Namen von Politikern und Organisationen. Unter anderem stehen Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, der frühere Justiz- und heutige Außenminister Heiko Maas oder das Zentrum für Politische Schönheit auf dieser Liste. Sie könnte, so vermutet es die Bundesanwaltschaft, mögliche Anschlagsziele enthalten. T. selbst antwortete nicht auf Fragen zu diesen Vorwürfen. Seine Anwälte bestreiten aber, dass er in eine Anschlagsplanung verwickelt ist. Nolte bestätigte die Fakten, interpretiert sie jedoch anders als die Bundesanwaltschaft. Von der Waffe habe T. nichts gewusst, schreibt Nolte. Franco A. habe T. in einer einzigen WhatsApp-Nachricht gebeten, A. "wegen einer Autopanne bei seinen Vorgesetzten zu entschuldigen". Das habe T. getan und werde, weil er einem Kollegen habe helfen wollen, nun der Beihilfe beschuldigt. Aus der handschriftlichen Liste mit Namen lasse sich kein "Hinweis auf einen strafrechtlich relevanten Verwendungszweck entnehmen", schreibt Nolte. "Nichts in seinen Aufzeichnungen deutet auf Anschlagspläne hin." Die Sicherheitsbehörden beschäftigten sich lange mit Franco A. und mit seinem mutmaßlichen Komplizen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht, war der Fall Franco A. zwischen Februar 2016 und Februar 2018 sechsmal Thema im Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum zur Bekämpfung des Rechtsterrorismus (GETZ-R). Seit sieben Jahren herrscht in Syrien Krieg. Genauso lange stehen Journalisten vor der Aufgabe, wie sie über diesen Krieg berichten können. Die meisten Informationen stammen entweder von staatlicher Seite oder von den Aktivisten der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die den Rebellen nahesteht und in London sitzt. Es ist schwierig und oft nicht möglich, diese Informationen unabhängig zu überprüfen. Andrea Backhaus, Außenpolitikredakteurin bei ZEIT ONLINE, ist deswegen nach Syrien gereist. Im Podcast sprechen wir mit ihr über ihre Eindrücke aus Damaskus, Aleppo und Ghuta, und darüber, wie es in den von der Regierung zurückeroberten Gebieten weitergehen könnte. Im Rahmen eines neuen EU-Umsiedlungsprogramms will Deutschland mehr als 10.000 Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Osten aufnehmen. Wie EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte, gab die Bundesregierung die entsprechende Zusage in dieser Woche. "Die deutsche Regierung ist erneut zur Stelle, wenn es um internationale Solidarität geht", wird der EU-Kommissar zitiert. Im Sommer 2017 hatte die EU-Kommission das sogenannte Resettlement-Programm aufgelegt, um besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen einen legalen, direkten und sicheren Weg nach Europa zu öffnen. Bis Herbst 2019 sollen so mindestens 50.000 Flüchtlinge vor allem aus Nordafrika in der EU angesiedelt werden. Dem Zeitungsbericht zufolge haben andere EU-Mitgliedsstaaten bereits die Aufnahme von insgesamt 40.000 Flüchtlingen zugesagt. So wie Deutschland erhalten auch sie Geld aus Brüssel. U-Kommissar Avramopoulos drängte die Bundesregierung zudem, die in der Flüchtlingskrise eingeführten Grenzkontrollen bald wieder abzuschaffen. Er werde solchen Kontrollen "nicht für immer" zustimmen, sagte er. "Wir müssen zügig zur normalen Funktionsweise des Schengensystems zurückkehren." Die Wiedereinführung dauerhafter Grenzkontrollen im Schengenraum wäre ein schwerer Rückschlag. Es gehe um Reisefreiheit und das Gefühl, in der EU zusammenzugehören, warnte Avramopoulos. Deutschland hatte erst vor Kurzem angekündigt, die Kontrollen an der Grenze zu Österreich über die gesetzte Frist im Mai hinaus zu verlängern. Die EU-Kommission will hingegen ein möglichst rasches Ende der Kontrollen. Avramopoulos wird an diesem Donnerstag in Berlin erwartet und trifft sich mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Yukiya Amano, der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), setzt im Konflikt zwischen den USA und Nordkorea auf die diplomatische Annäherung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. "Wir hoffen, dass diese Entwicklungen zu einem konkreten Resultat führen werden", sagte Yukiya Amano im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Falls die geplanten Gespräche erfolgreich verliefen und seine Behörde dann ein entsprechendes Mandat bekomme, stünden die Inspektoren zur Überprüfung der nordkoreanischen Atomanlagen bereit. Diese könnten innerhalb von Wochen ihre Arbeit aufnehmen. Falls eine Übereinkunft zur Abrüstung zustande komme, sei die Demontage der entsprechenden Anlagen nicht schwierig: "Das hängt vom politischen Willen ab, technisch ist das möglich. Damit die Inspektoren erfolgreich ihrer Arbeit nachgehen könnten, sei "eine stabile, eindeutige Vereinbarung" erforderlich. Bislang gebe es aber im Atomkonflikt mit Nordkorea noch keinen Anlass zur Entwarnung. "Ich bin nicht entspannt, die Situation bleibt wie sie war", sagte Amano mit Blick auf die Nukleartests, die Nordkorea im vergangenen Jahr vorgenommen hatte. Die Fakten hätten sich dem IAEA-Chef zufolge nicht verändert, aber der "Impuls für einen Dialog" sei nun vorhanden. Nachdem sich der Atomkonflikt zwischen den USA und Nordkorea im vergangenen Jahr zugespitzt hatte, kam seit den Olympischen Winterspielen in Südkorea im Februar diplomatische Bewegung in den Konflikt. Die Dokumente gelten als wichtiges Beweisstück in der Frage, ob Trump versucht hat, die Ermittlungen zu einer möglichen russischen Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl 2016 zu behindern. Trump fragte bei Twitter weiter: "Wird die Hexenjagd weiter gehen?" Aus den veröffentlichten Notizen geht hervor, dass sich Trump nach seinem Amtsantritt im Januar 2017 wiederholt über die Ermittlungen zur Russland-Affäre beschwerte. Trump habe etwa im März 2017 gesagt, er wolle "das Land regieren", doch die "Wolke dieses Russland-Geschäfts" würde ihm dies erschweren, heißt es in den Notizen, die unter anderem auch der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. In den Comey-Notizen geht es auch um ein Dossier eines britischen Ex-Spions, wonach Russland möglicherweise kompromittierendes Material über Trump besitzt. Den Notizen zufolge habe Trump gesagt, er fände es unangenehm, dass seine Frau Melania denken könne, er habe sich 2013 in Moskau mit Prostituierten vergnügt. Laut Trump habe Russlands Präsident Wladimir Putin ihm gesagt: "Wir haben einige der schönsten Prostituierten der Welt. So deutlich wie nie zuvor haben nun auch die USA Syrien und Russland vorgeworfen, die Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs in Duma zu behindern. Beide Länder versuchten, Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen verschwinden zu lassen, teilte das US-Außenministerium mit. Dafür gebe es glaubwürdige Hinweise. Demnach bemühten sich Vertreter Russlands zusammen mit der Regierung in Damaskus, Ermittlern der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Duma den Zutritt zu verweigern und die Ankunft der Kontrolleure dort zu verzögern. "Wir haben glaubwürdige Informationen, dass russische Vertreter mit dem syrischen Regime kooperieren, um den Inspekteuren den Zugang nach Duma zu verwehren und Zeugen zu beeinflussen", schrieb US-Außenamtssprecherin Heather Nauert auf Twitter. Die USA vermuteten daher, dass Russland und Syrien eine eigene inszenierte Untersuchung in Duma durchführen wollten. Zudem sollten die Stellen, an denen die Giftgasangriffe vermutet wurden, "gesäubert" werden, um Beweise zu vernichten. Der iranische Außenminister hat die USA vor den Folgen eines Austritts aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran gewarnt. Sein Land habe in einem solchen Fall mehrere Optionen, sagte Dschawad Sarif nach Angaben des staatlichen Fernsehens in New York. Die Reaktion auf einen US-Austritt wird "unangenehm", sagte Sarif demnach. Das Atomabkommen wurde von den fünf Veto-Mächten USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland mit dem Iran ausgehandelt und 2015 beschlossen. Darin verpflichtet sich das Mullah-Regime in Teheran, wesentliche Teile seines Atomprogramms drastisch zu reduzieren. Im Gegenzug wurde dem Land eine Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht gestellt. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump steht diese Vereinbarung aber infrage. Schon während des Wahlkampfs bezeichnete der dann gewählte US-Präsident das Abkommen als den schlechtesten Deal in der Geschichte der USA und drohte immer wieder damit, die Vereinbarung aufzukündigen. Zuletzt hatte Trump betont, er wolle entweder einen kompletten Ausstieg aus dem Deal oder dessen Überarbeitung im Rahmen von Neu- und Nachverhandlungen. Zugleich muss er in regelmäßigen Abständen die Aussetzung der US-Sanktionen gegen den Iran bestätigen. Dies ist erneut am 12. Mai der Fall. Sollte Trump dies verweigern, würden die Strafmaßnahmen wieder greifen – und das Atomabkommen könnte vor dem Aus stehen. Der Iran lehnte Nachverhandlungen bislang ab. Außenminister Sarif betonte während seines Besuchs in New York, sein Land werde sich an das Abkommen zu halten – solange es auch von den anderen Parteien respektiert wird. Sollten die USA das Abkommen beenden, sei es hinfällig. Derweil appellierten etwa 500 Abgeordnete aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien an ihre Kolleginnen und Kollegen im US-Kongress, an dem Atomabkommen mit dem Iran festzuhalten. Ein Ausstieg der USA hätte fatale Folgen, warnen die Unterzeichner aus den drei teilnehmenden EU-Ländern. "Die kurzfristige Auswirkung dieses Schrittes wäre ein Ende der Kontrollen des iranischen Atomprogramms, das eine neue Quelle für verheerende Konflikte im Nahen Osten und darüber hinaus darstellen könnte", heißt es in dem schriftlichen Appell der Abgeordneten. Langfristig würden die Glaubwürdigkeit der beteiligten Länder und die Wirksamkeit von Diplomatie Schaden nehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte bei dem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auch vor dem Raketenprogramm des Iran. Das sei ein Grund der Besorgnis. Man könne nicht alles auf das Abkommen reduzieren. Sie sei erfreut, dass man in der Frage mit Frankreich eng zusammenarbeite und eine gemeinsam Haltung vertrete. Die designierte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles will an der Parteispitze neue Akzente setzen. "Das ist für mich eine ehrlich empfundene Ehre", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur, vor allem mit Blick darauf, dass sie im Fall ihrer Wahl die erste Frau an der Spitze in knapp 155 Jahren Parteigeschichte ist. "Ich glaube, ich kann das, und ich kann das auch im Team mit anderen zu was Gutem machen." An diesem Sonntag wählt die SPD bei einem Sonderparteitag in Wiesbaden eine neue Vorsitzende. Neben Nahles kandidiert unter anderem die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange. Lange warf der als Favoritin geltenden SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles am Freitag im SWR vor, nicht die Voraussetzungen für den dringend nötigen Erneuerungsprozess der Sozialdemokraten zu haben. "Sie hat so oft schon den Erneuerungsprozess ausgerufen - zuletzt 2011 als Generalsekretärin die Erneuerung für abgeschlossen erklärt." Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Michael Groschek lobte Nahles. Mit ihr an der Spitze und der Vereinigung von Partei- und Fraktionsvorsitz werde die Sozialdemokratie deutlicher wahrnehmbar. "Mit Nahles an der Spitze wird es SPD pur auch neben dem Regierungsalltag geben." Zwar müsse der Regierungsalltag als Arbeitsgemeinschaft im Bund handwerklich reibungslos organisiert sein. Aber die politische Auseinandersetzung der Parteien darf darüber nicht einschlafen. SPD-Vize Manuela Schwesig hat die erwartete Wahl von Nahles auf dem Parteitag als "historisch" bezeichnet. "Die SPD wird nach mehr als 150 Jahren zum ersten Mal eine Parteivorsitzende wählen", sagte Schwesig der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Gleichstellung von Männern und Frauen sei immer ein zentrales Anliegen der SPD gewesen. "Es ist Zeit für eine Frau an der Spitze", sagte Schwesig. Allerdings zweifeln fast die Hälfte der Deutschen daran, ob Nahles als künftige Parteichefin die SPD tatsächlich erneuern kann. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für die ARD hervor, bei der in den vergangenen Tagen 1.039 Wahlberechtigte befragt wurden. Demnach trauen ihr 47 Prozent der Befragten nicht zu, die SPD wieder zu einen und nach vorn zu bringen. Nur jeder Dritte (31 Prozent) traut ihr zu, die SPD wieder zu stärken. SPD-Anhänger sind in der Bewertung ihrer Fraktionschefin etwas optimistischer. Jeder zweite SPD-Anhänger (50 Prozent) denkt, dass Nahles in der Lage ist, die Partei wieder nach vorn zu bringen. Insgesamt ist der Rückhalt für die große Koalition gesunken. In der Sonntagsfrage verlieren sowohl Union als auch SPD jeweils einen Prozentpunkt. Die Union käme bei einer Wahl am Sonntag demnach auf 32 Prozent, die SPD auf 17 Prozent der Stimmen. Für die AfD Der Ex-Bürgermeister von New York City, Rudy Giuliani, soll das Anwaltsteam des US-Präsidenten in der Russland-Affäre verstärken. "Rudy ist großartig. Er ist schon lange mein Freund, und er will diese Angelegenheit zum Wohle unseres Landes schnell klären", sagte Präsident Donald Trump in einer Erklärung, die sein Anwalt Jay Sekulow auf den Weg brachte. Giuliani sagte in einem Interview mit der Washington Post, er schließe sich dem Anwaltsteam an, weil er hoffe, "zum Wohle des Landes" ein Ende der Russland-Untersuchungen erreichen zu können. Er habe außerdem größten Respekt für den Präsidenten und für FBI-Sonderermittler Robert Mueller, sagte Giuliani der Zeitung. Trump sieht sich derzeit mit verschiedenen juristischen Herausforderungen konfrontiert. Mueller und sein Team untersuchen, ob Russland die Präsidentenwahl 2016 beeinflusst hat und ob es dabei eine Zusammenarbeit mit Trumps Wahlkampfteam gab. Der Ex-Bürgermeister von New York City, Rudy Giuliani, soll das Anwaltsteam des US-Präsidenten in der Russland-Affäre verstärken. "Rudy ist großartig. Er ist schon lange mein Freund, und er will diese Angelegenheit zum Wohle unseres Landes schnell klären", sagte Präsident Donald Trump in einer Erklärung, die sein Anwalt Jay Sekulow auf den Weg brachte. Giuliani sagte in einem Interview mit der Washington Post, er schließe sich dem Anwaltsteam an, weil er hoffe, "zum Wohle des Landes" ein Ende der Russland-Untersuchungen erreichen zu können. Er habe außerdem größten Respekt für den Präsidenten und für FBI-Sonderermittler Robert Mueller, sagte Giuliani der Zeitung. Trump sieht sich derzeit mit verschiedenen juristischen Herausforderungen konfrontiert. Mueller und sein Team untersuchen, ob Russland die Präsidentenwahl 2016 beeinflusst hat und ob es dabei eine Zusammenarbeit mit Trumps Wahlkampfteam gab. Im März hatte der Leiter von Trumps Anwaltsteam, John Dowd, seinen Posten aufgegeben. Seither hatte das Weiße Haus Schwierigkeiten, Anwälte zur Verstärkung des Teams zu finden. Sekulow ist insbesondere seit der Durchsuchung der Büroräume von Trumps Anwalt Michael Cohen bemüht, das Anwaltsteam des Präsidenten zu verstärken. Weil es für die freiwilligen Softwareupdates für Millionen Dieselautos in Deutschland noch immer keine konkreten Pläne gibt, setzte Andreas Scheuer (CSU) den Herstellern in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung eine letzte Frist: "Ich mache gerade Druck, dass bis Ende 2018 auch wirklich alle versprochenen 5,3 Millionen Autos nachgebessert werden", sagte der Bundesverkehrsminister "Bei den rund 2,5 Millionen VW-Autos, für die eine Pflicht galt, sind wir fast durch", sagte Scheuer. "Für die anderen, freiwillig geplanten Updates habe ich die Hersteller jetzt darüber informiert, dass sie uns einen Zeitplan vorlegen müssen, bis wann sie an das Kraftfahrtbundesamt liefern." Die Zeit dränge, er werde die Hersteller beim Wort nehmen. Aus Sicht von Umweltverbänden reicht das Aufspielen neuer Programme nicht aus, um die Emission gesundheitsschädlicher Stickoxide genug zu senken. In vielen Städten werden Schadstoffgrenzwerte überschritten, Dieselautos sind ein Hauptverursacher. Es drohen deshalb Fahrverbote. In der Koalition sind jedoch Hardware-Nachrüstungen, also umfangreiche Umbauten an Motor oder Abgasanlage von Autos mit hohem Schadstoffausstoß, umstritten. Die SPD dringt darauf. Scheuer ist dagegen, auch Kanzlerin Angela Merkel hatte sich skeptisch gezeigt. Scheuer forderte von der Branche ein Umdenken. "Ich vertraue darauf, dass die Hersteller ihren Job machen und ihre Fehler ausmerzen", sagte er: "An einem besseren Image müssen sie schon selbst glaubwürdig arbeiten. Die Zeit des hohen Rosses ist jedenfalls vorbei." Die Dieselaffäre war 2015 aufgeflogen, als Volkswagen einräumen musste, in Millionen von Fahrzeugen eine Betrugssoftware eingebaut zu haben. Der Skandal weitete sich später auch auf andere Hersteller aus. Betroffene Wagen sollen durch neue Softwareupdates in einen rechtskonformen Zustand versetzt werden. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sprach nach einem Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence und Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow zum Thema Handelsstreit von einer "sehr freundlichen" Atmosphäre: "Ich glaube, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, eine gute Lösung zu finden", sagte der Vizekanzler in Washington. Der Eindruck habe sich verfestigt, "dass hier in den Vereinigten Staaten verstanden wird, dass in Handelsfragen die Europäische Union als Einheit handelt". Die EU versucht derzeit in Verhandlungen mit den USA zu erreichen, dass sie dauerhaft von deren Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte ausgenommen wird. Bislang gibt es nur eine bis zum 1. Mai befristete Ausnahmeregelung. Mit den Zöllen will US-Präsident Donald Trump die heimische Industrie schützen, die unter der Preiskonkurrenz insbesondere durch China leidet. In der Europäischen Union wird befürchtet, dass es bei gegenseitigen Strafzöllen nur Verlierer gibt und durch das Abschotten heimischer Märkte und ein Einbrechen des Exports viele Arbeitsplätze gefährdet sein könnten. Der "Geist der transatlantischen Partnerschaft" sei sehr deutlich geworden, so Scholz, der sich wegen der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington aufhält. Der Minister machte zugleich deutlich, dass Europa zusammenstehe und es deshalb nicht darum gehen könne, Vorteile für einzelne Staaten auszuhandeln. "Wir möchten eine Eskalation vermeiden", unterstrich Scholz. Europa und die USA hätten gemeinsame Vorstellungen, "die uns miteinander verbinden". Er sei überzeugt, dass die Dialogoffensive zu guten Ergebnissen führen könne. Speziell Deutschland wird seit Längerem wegen seines hohen Überschusses im Handel mit den USA von Trump kritisiert. Dieser hatte bereits mit Zwangsabgaben auf die Einfuhr deutscher Autos gedroht. Bundeskanzlerin Angela Merkel will Trump am 27. April besuchen. Auch dabei dürfte das Thema Handel zur Sprache kommen. In der Debatte um das Werbeverbot für Ärzte zu Schwangerschaftsabbrüchen hat die Bundesärztekammer einen Kompromissvorschlag unterbreitet. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, will Ärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery eine "zentrale Liste" mit jenen Ärzten erstellen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Durch diese Liste könnten sich betroffene Frauen informieren, während die Ärzte sicher sein könnten, nicht gegen Paragraf 219a des Strafgesetzbuches zu verstoßen. Dieser belegt das bewerben von Schwangerschaftsabbrüchen in "grob anstößiger Weise" oder aus kommerziellem Interesse mit einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren. Laut Ärztekammer-Präsident Montgomery könnte die dem Gesundheitsministerium unterstellte Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder aber auch die Landesärztekammern als neutrale Instanzen für das Führen der Liste verantwortlich sein. Hierüber hatte es vergangene Woche bereits Gespräche mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gegeben. Dieser hatte sich für den offenen Dialog bedankt und getwittert, es sei das gemeinsame Ziel, "dass Frauen in schwierigen persönlichen Lagen erfahren, an wen sie sich wenden können". Seit der Gründung Israels war das Land ständiger Bedrohung ausgesetzt. Da ist es nur konsequent, dass das Land seinen runden Geburtstag mit einer Flugschau und Flottenparade der Marine beging. Viele Israelis veranstalteten private Grillpartys, wie sonst traditionell am Unabhängigkeitstag. Die Feierlichkeiten hatten am Mittwochabend mit einer Zeremonie auf dem Herzl-Berg in Jerusalem begonnen. Am Abend wurden in vielen Städten, darunter in Tel Aviv, Feuerwerke entzündet; die Menschen feierten die Nacht hindurch. Es waren entsetzliche Bilder, die Ende vergangenen Jahres um die Welt gingen. Für einen Moment hoben sie den täglichen Horror in Libyen ins globale Bewusstsein: Kopfüber hingen die drei jungen Afrikaner auf offener Straße mit gefesselten Füßen an einem Fenstergitter; einem anderen, auf dessen Gesicht Todesangst und Panik standen, hielt der libysche Peiniger einen Revolver an die Schläfe; viele Opfer auf den Fotos hatten offene Wunden am ganzen Körper oder lagen gefesselt am Boden, während Milizionäre in frisch gebügelten Tarnuniformen sie mit Stiefeln traktierten. Ein grobkörniges Handyvideo, das damals dem Sender CNN zugespielt wurde, zeigte, wie Migranten aus Afrika für 400 Dollar als Sklaven für Feldarbeit verkauft wurden. "Du bist ihnen völlig ausgeliefert", sagte einer der Gequälten, "sie können mit dir machen, was sie wollen". Seitdem tut sich wenigstens etwas. Mit neuen Initiativen versucht die Europäische Union, solche Verbrechen vor ihrer Haustür einzudämmen und die Schleuser zu bekämpfen. 137 Menschenhändler seien bisher festgenommen und der italienischen Justiz übergeben worden, erklärte kürzlich Admiral Enrico Credendino, Oberbefehlshaber der EU-Marineoperation "Sophia" im Mittelmeer, deren Mandat bis Ende 2018 verlängert wurde. Nach seinen Angaben wurden 188 Mitglieder der libyschen Küstenwache ausgebildet, bis Ende 2018 sollen es 300 sein. Vier neue Boote lieferte Italien, weitere sechs sollen folgen. Gleichzeitig wurden in den letzten Monaten 20.000 Migranten mit EU-Geldern in ihre Heimatländer südlich der Sahara zurückgebracht, berichtete die EU-Botschafterin für Libyen, Bettina Muscheidt, vor Journalisten in Tunis. Versprechen und Finanzhilfen sollen die Staaten der Sahelzone bewegen, neue Migranten von der Flucht abzuhalten und weitere zurückzunehmen. 20 der 53 berüchtigten Internierungslager haben die libyschen Behörden inzwischen geschlossen, teilte Anfang der Woche ein Sprecher in Tripolis mit. Und so geht die Zahl der Überfahrten von Libyen nach Italien seit einiger Zeit rapide zurück. Waren es im gesamten Jahr 2017 bereits 40 Prozent weniger als im Vorjahr, sank die Zahl der Bootsmigranten im zweiten Halbjahr sogar um zwei Drittel – ein Trend, der in den ersten drei Monaten 2018 anhielt. Im Gegenzug legte die EU-Kommission ein zweijähriges Umsiedlungsprogramm für Flüchtlinge auf, die sich in Libyen und den an Libyen grenzenden Staaten Ägypten, Tschad, Sudan und Niger aufhalten. Sämtliche 50.000 Plätze sind inzwischen von Seiten der EU-Mitgliedsstaaten zugesagt, als letzte kam nun auch die Bundesregierung hinzu, wie EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos am Mittwoch mitteilte. Frankreich will 10.200 Menschen aufnehmen, gefolgt von Deutschland mit 10.000 und Schweden mit 8.750. Lediglich die vier Visegrád-Staaten Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn boykottieren erneut jede humanitäre Geste. 500 Millionen Euro stellt die EU dafür bis Oktober 2019 zur Verfügung, das sind 10.000 Euro pro Migrant. Man wolle das illegale Modell der Schleuser durch ein legales Modell ersetzen, hieß es zur Begründung. Sicher und auf direktem Wege nach Europa kommen können künftig "besonders gefährdete Menschen, die internationalen Schutz brauchen". Die Auswahl trifft das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, die ersten 25.000 Entscheidungen sollen bis Oktober 2018 fallen. Vorbild ist das bereits seit Juli 2015 bestehende Umsiedlungsprogramm für syrische Flüchtlinge aus der Türkei, Jordanien und Libanon, was auch Bestandteil des EU-Türkei-Abkommens ist. Doch dessen fünfstufiger Mechanismus ist so gespickt mit bürokratischen Hürden und politischen Widerständen, dass es in den letzten drei Jahren nur 18.500 Menschen über diesen Weg nach Europa schafften. Auch wer künftig in Libyen und seinen Nachbarn zu den wenigen Glücklichen zählt, ist schwer zu prognostizieren. Schon jetzt sind die Prioritätslisten des UNHCR überlaufen, auf denen in der Regel ganz oben junge Waisen und alleinstehende Mütter mit Kleinkindern stehen. Allein in Libyen sind 43.000 Menschen beim UN-Flüchtlingshilfswerk registriert, die meisten aus Äthiopien, Eritrea und Somalia. 10.000 extrem Gefährdete möchte Vincent Cochetel, Beauftragter des UN-Flüchtlingskommissars für die zentrale Mittelmeerroute, bis Ende 2018 nach Europa umsiedeln. Im Niger stehen 10.500 Personen auf der UNHCR-Dringlichkeitsliste, im Tschad sind es sogar 83.500. Von ihnen kamen in den letzten beiden Jahren lediglich 756 in den Vorzug einer Umsiedlung – niemand in Richtung Europa, alle nach Kanada und in die Vereinigten Staaten. Nach ihrem Sieg über die Rebellen in Ostghuta will die syrische Regierung gegen die verbliebenen von Rebellen gehaltenen Gebiete vorgehen. Aus der etwas weiter östlich gelegenen Enklave Dumair zogen die Kämpfer der Salafistengruppe Dschaish al-Islam ab. Das staatliche Fernsehen zeigte, wie sie mit Familienangehörigen in Bussen davonfuhren. Insgesamt 5.000 Menschen, unter ihnen 1.500 Kämpfer, sollen in den Norden Syrien gebracht werden. Ihre schweren Waffen gaben die Kämpfer dem Bericht zufolge auf. In der Enklave um die Stadt Rastan bei Homs verhandelten nach Informationen der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsgruppe für Menschenrechte russische Unterhändler und Rebellen über deren Abzug. Auch in der Enklave Ost-Kalamun dränge die Armee die Rebellen zu Abzugsverhandlungen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Den Extremisten im Gebiet von Jarmuk und al-Hadschar al-Aswad nahe der Hauptstadt Damaskus stellte die Armee einem Pressebericht zufolge ein Ultimatum: Wenn sie nicht binnen 48 Stunden einem Abzug zustimmten, würden die Armee und verbündete Milizen eine Offensive starten, um sie von dort zu vertreiben, berichtete die regierungsnahe Zeitung Al-Watan. Das Gebiet wird von Angehörigen der Extremistengruppen "Islamischer Staat" und Al-Nusra gehaltenen. Das rund acht Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernte Jarmuk war vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 das größte Palästinenserlager in Syrien. Die meisten Einwohner sind geflohen. Die syrische Armee hat mit russischer und iranischer Unterstützung nahezu das gesamte Land wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Zuletzt waren Rebellen nach wochenlangem Beschuss aus der Enklave Ostghuta bei Damaskus abgezogen. Dabei soll die Armee nach Auffassung des Westens Giftgas eingesetzt haben. Die USA, Frankreich und Großbritannien reagierten darauf mit einem Raketenangriff. Syrien und Russland bestreiten einen C-Waffen-Einsatz und sprachen von einer Inszenierung, um einen Angriff zu rechtfertigen. Am Donnerstag teilte das russische Außenministerium allerdings mit, syrische Regierungstruppen hätten in Ostghuta "Chlorbehälter" aus Deutschland gefunden und auch Rauchgranaten, die in der britischen Stadt Salisbury produziert worden seien. In Salisbury waren im vergangenen Monat der russische Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter vergiftet worden. Welche Schlüsse aus den angeblichen Funden zu ziehen sei, ließ das Ministerium offen. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) soll den möglichen Tatort in Duma untersuchen, kam bislang aber nicht dorthin. Der Westen macht Russland und Syrien dafür verantwortlich. Der russische Vizeaußenminister Michail Bogdanow warf dagegen den Rebellen vor, sie hinderten die Inspektoren daran, die Stadt Duma zu erreichen.Am Mittwoch hatten die OPCW-Inspektoren nach Schüssen auf UN-Mitarbeiter ihren Einsatz abermals verschoben. Nach Angaben von OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü war eine von zwei Gruppen einer UN-Sicherheitsabteilung beim Erkundungsbesuch in der ehemaligen Rebellenhochburg Duma beschossen worden. Bioprodukte sollen in der EU künftig entlang der gesamten Produktionskette strenger kontrolliert werden. Das sieht eine Verordnung vor, die das Europaparlament verabschiedete und die ab 2021 gelten soll. Damit können Landwirte, deren Erzeugnisse mit Pestiziden oder synthetischen Düngemitteln belastet sind, ihr Biolabel verlieren. Zudem sollen die gleichen Anforderungen und Kontrollen ab dann auch für importierte Bioprodukte in der EU gelten. So will die EU gegen Etikettenschwindel bei Biolebensmitteln ankämpfen. Biobauern müssen ihre Betriebe grundsätzlich ausreichend gegen Verunreinigungen durch Pestizide oder chemische Düngemittel sichern. Wenn sie wegen einer Verunreinigung ihr Label verlieren, können sie laut Verordnung unter bestimmten Umständen Entschädigungen erhalten. Gemischte Betriebe, die sowohl biologische als auch herkömmliche Produkte erzeugen, bleiben erlaubt – sofern diese klar voneinander getrennt sind. Lebensmittel, die zwar fast, aber nicht ganz die Ökobedingungen der EU erfüllen, sollen nach Inkrafttreten der Verordnung nur noch fünf Jahre lang eingeführt werden dürfen. Ausnahmen kann es geben, wenn Versorgungsengpässe drohen. Zudem soll mit der neuen Verordnung die Versorgung von Bauern mit biologischem Saatgut und Zuchttieren verbessert werden. Ausnahmeregeln, die bisher konventionelles Saatgut und Zuchttiere für den Biolandbau ermöglichen, sollen bis 2035 auslaufen. Kleine Ökobauern sollen mit dem neuen Gesetz die Option bekommen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam das Biolabel zu beantragen, um Zeit und Geld sparen. Auf die neuen Vorschriften hatten sich Unterhändler des Parlaments und der EU-Staaten bereits im Juli vergangenen Jahres nach zähen Verhandlungen geeinigt. Formal muss nun noch der Rat der Mitgliedsländer zustimmen, bevor sie ab Januar 2021 in Kraft treten kann. Landwirtschaftliche Betriebe müssen ab dann mindestens einmal pro Jahr kontrolliert werden. Die ursprünglich von der Brüsseler Kommission geplanten EU-weiten Grenzwerte für die Belastung von Bioprodukten mit Pestiziden wurden vom Europaparlament abgelehnt. Allerdings können die einzelnen Staaten weiterhin solche Grenzwerte festlegen. Die neuen Vorschriften seien ein "Gewinn für Verbraucher, Biolandwirte und die Biobranche", sagte der Grünen-Agrarexperte Martin Häusling, der die Verhandlungen des Parlaments mit den EU-Staaten leitete. "Wo Bio draufsteht, muss Bio drin sein." Dies gelte auch für Produkte aus Drittländern. Kritisch äußerte sich hingegen die SPD-Abgeordnete Maria Noichl. Mit der Verordnung müsse der Biosektor künftig für Pestizidrückstände aus der konventionellen Landwirtschaft geradestehen. Dies sei "völlig unverständlich". So werde der Biolandbau seine "Marktnische nicht verlassen." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron haben ihren Willen zur engen Zusammenarbeit bei der Reform von EU und Eurozone bekräftigt. Bis zum EU-Gipfel im Juni wollen sie gemeinsame Vorschläge erarbeiten – dabei sind ihre jeweiligen Vorstellungen darüber, was sich ändern soll, allerdings noch recht unterschiedlich. Darüber sprachen Merkel und Macron am Donnerstag während eines Besuchs des französischen Präsidenten in Berlin. Beide Regierungen seien sich einig, "dass die Eurozone noch nicht ausreichend krisenfest ist", sagte die Bundeskanzlerin. "Ich glaube, wir bringen zum Teil andere Aspekte ein, aber ich glaube, dass die Summe unserer Vorschläge zum Schluss zu einem guten Ergebnis kommen kann." Man brauche "eine offene Debatte und am Schluss die Fähigkeit zum Kompromiss." Europa könne seine Interessen nur gemeinsam durchsetzen, sagte Merkel. Als zentrale Themen der Reformen nannte sie die europäische Asylpolitik, eine gemeinsame Außenpolitik sowie eine Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Währungsunion, wozu die Bankenunion gehört. Gerade in den letzten Punkten liegen die Vorstellungen von Paris und Berlin vor allem bei der Umsetzung aber noch weit auseinander. Macron möchte die Wirtschafts- und Währungsunion vertiefen, er fordert einen gemeinsamen Haushalt für die Länder der Eurozone. In Deutschland lehnen vor allem Politiker der Union diese Ideen ab, aber auch Teile der SPD sind skeptisch. Die Forderung nach einem europäischen Finanzminister hat Macron in den vergangenen Monaten nicht wiederholt. '
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